Donnerstag, 28. Juli 2016

Erdogan und der Postillon

Kennt ihr den Postillon? Eine Nachrichtenagentur, die im Internet seit 1845 ehrliche Nachrichten unabhängig und schnell unters Volk bringt.

Naja, oder so ähnlich.

Fakt ist aber, dass der Postillon in der Türkei abgeschafft wurde. Also, jetzt nicht, weil der Wirre vom Bosporus ohnehin alle freien Medien im Land gerade abschaltet/schließt/verbietet, und Journalisten die Gefängnisse bevölkern. Aber Grundidee des Postillons ist es ja, die Menschen mit aberwitzigen Nachrichten zum Lachen zu bringen. Und darin wird er mittlerweile vom türkischen Kais... äh... Präsidenten um Längen geschlagen.

Heute dann die Meldung: Erdogan verlangt von der deutschen Regierung die Auslieferung von Gülen-Anhängern (unter ihnen auch Richter und Anwälte), die sich derzeit in Deutschland aufhielten.

Und ich denk' mir halt so:
Darauf kann es eigentlich nur eine Antwort geben:

Doch dann denk' ich mir:
Nee, kannste so nicht bringen.
Okay, gut, ICH kann das so bringen - aber mich hat Big E. ja auch gar nicht gefragt. Weil ich in der Sache nichts zu sagen habe.

Da fragt man sich ja gerade, wer von uns beiden da im Moment mehr Glück hat...

Aber ernsthaft: Nein, so kann unsere Regierung, so kann die Kanzlerin natürlich nicht antworten.

Der nächste Wunsch zum Thema war, da jetzt ein "Nein, auf keinen Fall!" zu hören.

Stattdessen lese ich hier:
Zu entsprechenden Forderungen sagte sie am Donnerstag vor Journalisten in Berlin, Deutschland sei dabei "an die rechtsstaatlichen Verfahren gebunden". "Da müssen wir den rechtsstaatlichen Prinzipien folgen."
Da hat sie Recht.

Irgendwie jedenfalls. Weil, von rechtsstaatlicher Seite, ganz klar ist, dass nicht in ein Land ausgeliefert werden darf, in dem gefoltert wird, und in dem die Menschenrechte konsequent und im Galopp abgeschafft werden. Oder anders gesagt - wie es kürzlich ein Erdow... äh... Erdogan-Anhänger hier in Deutschland so trefflich zum Ausdruck brachte:
"Menschenrechte nur für Regierungsanhänger!"
Und wenn doch....? Ich mag es gar nicht aussprechen.

Was wäre, wenn Erdow... äh... Erdogan strafrechtliche Vorwürfe anderer Art gegen die hier lebenden Gülen-Anhänger konstruiert (eine von Unrechtsregimes in aller Welt gerne genutze Spielart, um Gegenspieler im Ausland habhaft zu werden), und was wäre, wenn unsere Regierung dann ganz rechtsstaatlich ausliefert?

Was wäre, wenn unsere rechtsstaatlichen Verfahren keine Beweise für die Menschrechtsverletzungen in der Türkei finden (wollten), die ausreichten, eine Auslieferung abzulehnen?

Ja, was wäre, wenn...

Das ist eine Spielart, die mir im Kopf herumgeht, heute Abend, und die mich zutiefst beunruhigt.

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