Meine Gedanken laufen wild durcheinander.
Ich sehe auf den heutigen Anschlag im Norden Frankreichs. Eine kleine Kirche, eine Messe. Sie wird von Islamisten gestürmt, die dem 86jährigen Priester die Kehle durchschneiden und Geiseln nehmen.
Jacques Hamel hieß der Priester. Aber wo sind sie, die Posts "Je suis Jacques"? Ich finde sie nicht. Anscheinend ist der Anschlag auf eine Kirche und einen "alten Priester" eines "Je suis..." weniger würdig als Anschläge auf Satiremagazine oder Nachtclubs?
Mein Besuch im Museum Unterlinden im französischen Colmar in der letzten Woche fällt mir wieder ein. Ich erinnere mich, wie ich an dem heißen Tag den schattigen Kreuzgang des ehemaligen Klosters entlangging und plötzlich einen Gedanken hatte, der mich tieftraurig werden ließ:
Wir machen Klöster zu Museen und Kirchen zu Klettergerüsten.Weshalb wundere ich mich also, wenn hierzulande der brutale Mord an einem Priester weniger virtuelle Trauerkerzen und keine "Je suis..."-Postings hervorruft?
Ich denke an Berichte aus Syrien und vielen anderen Ländern der Welt, in denen der Islamismus wütet oder gewütet hat. Dort waren und sind Überfälle auf Kirchen und Morde an Priestern "Normalität". Es hat Warnungen gegeben, von Priestern und Bischöfen, die entweder noch in diesen Ländern ausharren oder aber bereits fliehen mussten. Warnungen, dass der Islamismus eines Tages auch unsere Kirchen angreifen würde.
Haben wir es nicht geglaubt? Oder hat es schlicht niemanden interessiert?
Diesmal gab es nach den Abendnachrichten nicht einmal mehr einen "Brennpunkt" zum Anschlag.
Waren es zu viele Anschläge in zu kurzer Zeit? Beginnen wir, den Wahnsinn als Normalität zu akzeptieren?
Rechte Parteien gewinnen Anhänger in beängstigend ansteigenden Zahlen. Unsere Politiker machen die Anschläge und den Islamismus als die Schuldigen aus, und sie rufen dazu auf, nicht in diese Falle zu tappen.
Haben denn nicht im Gegenteil Politiker - Regierungen wie Opposition - diese Falle gestellt? War es denn klug, die wachsende Angst in der Bevölkerung abzutun und jeden Kritiker in die rechtspopulistische Ecke zu stellen? Haben sie nicht gehandelt wie das Kind, das sich die Augen zuhält, fest überzeugt, damit für die Welt unsichtbar zu sein? Es ist nicht, was nicht sein darf?
Erdowahns Anhänger dürfen in Köln demonstrieren. Man befürchtet Ausschreitungen, Gewalt. Man stellt 2.000 Polizeibeamte ab, die für Ordnung sorgen sollen. Wo bleibt die Frage nach dem Warum? Warum dürfen Anhänger eines die Menschenrechte mit Füßen tretenden Diktators, dessen in Deutschland lebende Landsleute die Meinung "Menschenrechte nur für Regierungsanhänger!" ebenso offen aussprechen wie ihre Unterstützung der Todesstrafe (hier nachzulesen), in einer deutschen Stadt zu einer Großdemo aufrufen? Warum?
Und was ist mit den fortgesetzten sexuellen Übergriffen auf Frauen durch muslimische Flüchtlinge/Asylbewerber? Gerade wieder: 26 Verdachtsfälle auf der Breminale
Sehr lange durfte auch hier nicht sein, was nicht sein darf. Erst die schiere Zahl der Anzeigen machte es unmöglich, diese andere Spielart des Terrorismus weiter zu verschweigen.
Die Stimmung im Land kippt. Und Schuld daran ist u.a. eine verfehlte Politik, die vielen Bürgern so lange das Gefühl gab, in ihren Ängsten nicht ernstgenommen und in die rechte Ecke geschoben zu werden, bis sie eben genau dort gelandet sind: Bei den rechten Parteien.
Vor den nächsten Wahlen darf man fast ebenso viel Angst haben wie vor den Islamisten oder einem Erdowahn. Vielleicht sogar noch mehr.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen