Dienstag, 26. April 2016

Alles mega, oder was?

Fast möchte ich eine Schweigeminute ausrufen - betrauern wir die Verschiedene; ihr Verfall geschah schleichend, und niemanden hat es gekümmert.

Eben hörte ich, wie eine junge Frau, vielleicht 18, einem Freund von ihrer Reise nach Südafrika erzählte. Sie erzählte von der Fahrt ans Kap, von ihrer Übernachtung in einem Wildtierreservat, von ihrer ersten Begegnung mit Giraffen, von der Landschaft und von vielem mehr.

Alles war mega. Megatoll. Total mega. Megageil. Absolut mega. Ein anderes Adjektiv stand dieser jungen Frau nicht zur Verfügung. Und damit ist sie nicht allein.

Ist es nicht zum Weinen?

Beeindruckend. Wundervoll/wunderbar. Himmlisch. Herrlich. Faszinierend. Bezaubernd/zauberhaft. Außergewöhnlich. Sagenhaft. Fantastisch. Großartig. Atemberaubend. Magisch. Ergreifend. Gigantisch. Traumhaft. Prachtvoll.

Und das sind nur jene Adjektive, die mir gerade spontan und ohne großes Nachdenken in den Sinn kommen.

Mir ist gerade danach, unsere Sprache - oder das, was noch davon übrig ist - zu betrauern.


Samstag, 23. April 2016

Erdogan und die Knickeier

"Richtig Eier haben" - das bedeutet nicht etwa, die nötigen Zutaten für ein gutes Omelett zu besitzen, sondern es will sagen, dass da jemand ist, dem es nicht an Selbstvertrauen fehlt. Die deutsche Politik hat im Hinblick auf Erdogan auch Eier gezeigt. Knickeier.

Als im Fall Böhmermann (sein Vortrag des "Schmähgedichts" ist übrigens online derzeit noch hier abrufbar)  über die Anwendung eines Uralt-Pagagraphen entschieden wurde, war ich  sicher: Damit kommt der Typ vom Bosporus hier in Deutschland nicht durch. Er hat seine private Strafanzeige gestellt. Das darf er. Und gut is. Weit gefehlt - die deutsche Gerichtsbarkeit wurde ermächtigt, den Paragraphen aus der Kaiserzeit zur Anwendung zu bringen; einen Paragraphen, von dem gleichzeitig gesagt wird, man wolle ihn baldmöglichst wegen "Entbehrlichkeit" abschaffen. Nun ja, wer Logik sucht, sollte bei der Mathematik bleiben und sich nicht mit Politik beschäftigen.

Ein Politiker der Piratenpartei hat übrigens heute vor der türkischen Botschaft für Presse- und Meinungsfreiheit demonstriert und dabei eine Passage von Böhmermanns Gedicht zitiert. Die Demonstration wurde aufgelöst, gegen den Politiker Strafanzeige erstattet. Unter dem gleichen, wegen Entbehrlichkeit abzuschaffenden Paragraphen der Majestätsbeleidigung. ( Quelle )

Vorausgegangen war Böhmermanns Gedicht übrigens ein Lied mit dem Titel "Erdowie, Erdowo, Erdogan", das ich hier verlinke. (Wenn man sich schon beim türkischen Maharadscha und seinen willigen deutschen Gefolgsleuten unbeliebt macht, dann richtig, daher möchte ich hier nichts auslassen.)

Na gut, man hatte Erdogan also ein wenig Zucker in den Arsch geblasen (im übertragenen Wortsinne natürlich nur; ich möchte ja niemanden beleidigen), und nun sind wir wenigstens alle wieder Freunde, und die Flüchtlinge haben wir auch vom Hals. Vielleicht war das die Sache ja wert? Und vielleicht würde Erdogan ja den Wert einer funktionierenden Demokratie einschließlich Presse- und Redefreiheit aufgrund engerer Zusammenarbeit mit Deutschland doch endlich noch annehmen und gutheißen?

Nun, zuerst einmal lernt Deutschland von Erdogan:

Ein ARD-Korrespondent wird bei der Einreise in die Türkei aus "Sicherheitsgründen" festgesetzt und anschließend wieder nach Ägypten zurückgeschickt, woher er gekommen war. ( Quelle )

Das kann man verstehen. Wenn man im eigenen Land eine so gute Presse hat wie Erdogan, möchte man unliebsame ausländische Schreiberlinge lieber fernhalten. Gute Presse? Erdogan? Aber ja: die "schlechte" Presse sitzt inzwischen entweder im Knast oder ist zu eingeschüchtert, noch groß das Maul aufzumachen. Wer doch demonstriert und protestiert, wird durch leichte - oder auch stärkere - Schläge auf den Hinterkopf zur (Staats-)Räson gebracht.

Aber auf der anderen Seite ist es trotzdem unverständlich, was man sich da geleistet hat. Einen DEUTSCHEN Journalisten an der Einreise hindern! Warum? Der türkische Maulkorb sitzt doch bereits perfekt; da ist doch nichts mehr zu befürchten.

Ein Verlag bringt ein Buch heraus. Mit dem Titel "Emanzipation im Islam". Ein Gericht beschließt, das Buch dürfe nur mit geschwärzten Textpassagen herausgegeben werden. ( Quelle ) Es ist Erdogans Anwalt, der zusammen mit der unter Islamismusverdacht stehenden Organisation Milli Görüs vor einem deutschen Gericht gegen einen deutschen Verlag die Buchschwärzung bei einer deutschen Autorin (mit marokkanischen Wurzeln) durchsetzt. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen.

Jetzt gerade will Erdogan im Ego-Wahn ein Projekt der deutschen Sinfoniker stoppen. Weil die das Thema des Völkermordes an den Armeniern thematisieren. Das darf man nicht. Heute jedenfalls nicht mehr. Weil Erdogan das nicht schön findet. Das sagt er auch der EU. Weil die den Desdnern den Geldhahn zudrehen soll. ( Quelle )

Zusammen mit der Aufgabe unserer Presse- und Redefreiheit opfern wir - also, nicht nur wir Deutschen, sondern die ganze EU, wobei, wenn es ans Zahlen geht... okay, ich korrigiere mich: wir Deutschen opfern Erdogan also abseits unserer Presse- und Redefreiheit auch noch einige Milliärdchen Euros. Allerdings sei das Geld nicht für die Türkei bestimmt, belehrt man uns, sondern es werde der Türkei nur zur Verfügung gestellt. Für die Flüchtlingshilfe eben. Jene Flüchtlinge, die wir hier nicht mehr haben wollen. Wenigstens gut soll es ihnen ja gehen, in der Türkei. Darum hat unsere Kanzlerin heute auch ein solches Flüchtlingscamp besucht. Ich bin sicher, dass der besenreine Zustand des Vorzeigecamps symptomatisch dafür ist, wie es den Flüchtlingen heute in der Türkei ergeht.

Nicht.

Ich darf einmal hinweisen auf einen Artikel mit dem vielsagenden Titel
Dieses Elend bleibt Merkel verborgen - Zweifel an Verwendung der EU-Milliarden in der Türkei ( Quelle )
Es werden die Zustände in- und außerhalb der anderen Camps geschildert. Zu den EU-Milliarden heißt es:
Und werden die sechs Milliarden Euro aus Europa an der Situation dieser Menschen etwas ändern? Die Syrer in der Gruppe wollen sich nicht festlegen, umso entschlossener sind die Türken in der Gruppe. "Die Regierung wird das Geld dafür verwenden, die eigenen Gefolgsleute zu beschenken", sagen sie. "Ein Unternehmer wird den Auftrag bekommen, ein Camp für diese Menschen zu errichten, ein anderer wird eine Straße dahin bauen, alles im Namen der Flüchtlingshilfe." [...]
Was denkt er darüber, ob die Milliardenhilfe aus Europa den Flüchtlingen zugutekommen wird? "Ich will das nicht ausschließen. Aber dieser Staat hat es in über zwei Jahren nur einmal geschafft, an diese Menschen ein paar Kilo Kartoffeln und Mehl zu verteilen – und das nur, weil Unternehmer in Torbali Druck ausgeübt und die Lieferung spendiert haben", antwortet Kacmaz. "Und im letzten Winter haben die Behörden Holzkohle verteilt, obwohl ihnen alle gesagt haben, dass es lebensgefährlich ist, wenn diese Leute in ihren Zelten Holzkohle verbrennen. Die Säcke mit Kohle stapeln sich noch überall." [...]
Was die Gelder aus Europa anbetrifft, ist er sicher: "Wenn die Behörden und lokale Verwaltung sich mit zivilen Hilfsorganisationen, Bürgerinitiativen, Unternehmerverbänden, Berufskammern und so weiter zusammensetzen würden, könnten alle zusammen überlegen, was gebraucht wird. Aber wenn das alles vom Zentralstaat entschieden wird, dann werden von diesem Geld viele Leute profitieren, aber am wenigsten die Flüchtlinge."
Tja, und angesichts all dessen wundert man sich nun:
Was zum Teufel ist eigentlich mit unserer Regierung los?
Da haben wir nun, so denke ich, mehrere Antwortmöglichkeiten:

a) Dummheit

Das würde dann bedeuten:
Unsere Politiker sind schlicht dumm und bemerken nicht, wie sehr Erdogan im Ego-Wahn sie austrickst. Und sie sind zudem blind genug, nicht die verheerende Außenwirkung zu sehen (auch und vor allem in der Türkei selbst), die ein solches staatliches Einknicken vor einem Prügelpotentaten hat.

Ich halte unsere Politiker nicht für dumm. Okay, Ausnahmen gibt es immer. Aber in der Regel... nö.

b) Machtliebe

Das hieße:
Unsere Politiker kleben derart an ihren Machtpöstchen, dass sie alles tun, um ihr Volk bis zu den nächsten Wahlen bei Laune zu halten - und wenn das nur über Erdogan machbar ist, der Deutschland die Flüchtlinge vom Hals zu halten versprochen hat, nun ja, so sei es.

Eine gewisse Liebe zur Macht - und deren Erhalt - darf man einem Politiker generell wohl unterstellen. Sonst wäre er nicht in der Politik aufgestiegen, sondern säße im Vorstand von VW.... äh... nein, das ist eine andere Geschichte. Aber ich verweise auf a) : Unsere Politik ist nicht dumm. Dass ein derartiger Serien-Kotau, wie man ihn jetzt vor Erdogan erlebt, auch massig Stimmen im Wählervolk kosten wird, wird ihnen bewusst sein. Ein Nicht- Einknicken vor Erdogan hätte da bedeutend weniger Stimmen gekostet.

c) Erdogan hat unsere Regierung wesentlich weitgehender in der Tasche, als wir es uns derzeit vorstellen können.

Und DAS ist ein Denkansatz, der mir seit einigen Tagen erhebliche Sorgen bereitet.

Wann wird der erste Blog geschlossen?





Sonntag, 17. April 2016

Jedem Menschen recht getan...

Man könnte sich ja jeden Tag nur noch aufregen.

Ja, ja, ich weiß, nun kommen wieder die klugen Menschen mit ihrem
"...aber man muss es nicht."
Doch, muss man. Nicht jeden Tag, und nicht über jeden Mist, aber sich über gar nichts aufzuregen, das hieße, gleichgültig gegenüber allem und jedem zu werden.

Eigentlich wollte ich mich ja noch mal über die "Böhmermann-Affaire" aufregen. Aber dann kam der Papst, und nun muss Böhmermann warten. Prioritäten setzen halt.

Was ist passiert?

Der Papst hat Griechenland besucht, und dabei auch ein Flüchtlingscamp.

Das ist gut. Toller Papst.

Dann ist er wieder nach Hause geflogen. Und hat dabei drei Flüchtlingsfamilien mitgenommen.

Das ist gut. Toller Papst.

Es handelt sich um drei muslimische Flüchtlingsfamilien.

Das ist schlecht. Böser Papst.
"Und der will Christ sein? Lässt die eigenen Leute im Flüchtlingscamp zurück, um stattdessen (noch mehr!) Muslime ins christliche Europa zu bringen?"
Okay, wir stellen uns jetzt mal ganz dumm und fragen uns: Wie hätte es der Papst denn richtig machen können?

Er hätte im Vorfeld der Aktion darauf bestehen können, dass nur christliche Flüchtlinge infrage kämen.

Leute, das wäre ihm fein um die Ohren geflogen! Ich hör's ja gerade, das Geschrei
"Was? Der will Christ sein? Schöne Art von Barmherzigkeit, die er da vorführt! Aber so sind sie, die Christen!"
Er hätte bei der Planung darauf hinweisen können, dass ein Teil der ausgewählten Flüchtlinge Christen, und ein Teil Muslime sein sollten.

Stimmt. Wäre eine gute Lösung gewesen.

Nur: Genau so war es auch geplant. Dummerweise stellte sich dann vor Ort aber gerade bei den Christen heraus, dass deren Papiere nicht in Ordnung waren.

Was hätte man da tun können?

Ganz einfach: Er hätte einfach sagen können
"Papiere hin oder her - wir nehmen die Christen trotzdem mit."
Und wieder höre ich das Geschrei:
"Was? Noch mehr Flüchtlingspack ohne Papiere? Wer weiß, ob die überhaupt Christen sind! Könnten ja auch vom IS eingeschmuggelt worden sein!"
Also wurde entschieden, dass von den Familien, bei denen die Not am größten war, jene mitgenommen wurden, deren Papiere nachvollziehbar in Ordnung waren.

Ohne Ansehen der Religion.

Das ist christlich.

Es gibt sogar einige wenige, die das einsehen. Aber dabei kann man es natürlich nicht belassen. Wenn schon, denn schon:
"Dann soll er jetzt mal von seiner reichen Kirche ein paar Millionen locker machen und den anderen Flüchtlingen in Griechenland vor Ort helfen!"
Die, die etwas tun, tun nie genug.

Die, die etwas tun, tun nie das richtige.

Sagen die, die gar nichts tun - außer natürlich, sich über die, die etwas tun, aufzuregen.

Das ist nicht christlich.

Das ist dämlich.

Mittwoch, 13. April 2016

Böhmermann, oh Böhmermann!

Was denke ich eigentlich über Böhmermann, und über das Gedicht, das derzeit Deutschland und die Türkei bewegt?

Zuerst mal wird mir klar, dass ich vor "dem Gedicht" den Namen Böhmermann noch nie gehört hatte. Ob das vielen Deutschen so ergangen sein mag? Den Türken ganz sicher. Okay, als Eigenwerbung also sehr wirksam, dieser Coup. Aber inzwischen ist ihm wohl klar geworden, dass er in seiner Wirksamkeit am Ziel vorbeigeschossen ist.

Andererseits: Polizeischutz. Für den heutigen Satiriker wohl der Ritterschlag.

Und das Gedicht selbst? Eine Scheußlichkeit.

Satire ist eine Kunst, und Kunst kommt von Können, und nicht jeder kann.

Vieles, was heute als Satire verbreitet und bejubelt wird, verdeckt das eigene Nicht-Können durch Widerwärtigkeiten, Schläge unter die Gürtellinie, Vereinfachungen komplexer Themen und einer Haudrauf-Attitüde, die immer wieder auf die gleichen wohlfeilen "Gegner" eindrischt.

Muss man sowas schreiben/zeichnen/sagen/verbreiten? Nein.
Muss man sowas schreiben/zeichnen/sagen/verbreiten dürfen? Ja.

Aber was ist denn nun mit Böhmermann? Kann der Können, oder meint er nur, Müssen zu müssen? Und ist sein Gedicht nun strafwürdig, oder eben nicht?

Das Gedicht an sich, also ganz für sich allein stehend, ist eine so klare Beleidigung einer Person, dass es höchstwahrscheinlich strafwürdig wäre. Im Kontext seiner Präsentation ist es allerdings ein geschickt formuliertes "Lehrstück" darüber, was eben NICHT öffentlich über einen Menschen gesagt werden darf, eben WEIL es den Strafbestand einer Beleidigung aufmacht. Und da frage ich mich, ob Herr Böhmermann seine Lehrstunde nicht noch ein wenig weiter geführt hat, indem er uns gleichzeitig aufzeigte, was gute Satire, und was ein gutes Spottgedicht eben NICHT sind. Vielleicht könnte er besser, wenn er denn wollte? Wer weiß?

Herr Erdogan dagegen, so viel wissen wir, ist ein großer Freund von Pressefreiheit, freier Meinungsäußerung und Demonstrationsrechten. Tatsächlich liegen ihm die Protagonisten derselben so sehr am Herzen, dass er ihnen stets und überall ein großes Polizeiaufgebot schützend zur Seite stellt und vielen sogar Wohnrecht auf Staatskosten geradezu aufgezwungen hat.

Darf er sich also zu Recht durch Böhmermanns Gedicht verunglimpft fühlen? Naja, im obigen Kontext gesehen natürlich nicht, denn eigentlich hat sich Böhmermann ja durchaus schützend vor Erdogan stellen wollen, indem er seinen Kollegen aus der Satire-Branche einmal ganz klar vorgeführt hat, was sie über seinen Freund NICHT sagen dürfen. Aber wie das eben so ist: Deutsche Sprache - schwere Sprache. Wahrscheinlich hat Erdogan das einfach nicht verstanden. Da ist es schon gut, dass er jetzt einen Prozess gegen Böhmermann anstrengt, damit ein deutscher Richter ihm das einmal erklärt. Anschließend können die beiden sich ja bei einem türkischen Apfeltee mal so richtig ausschwätzen.

Zum Abschluss aber noch mein eigener Standpunkt:

Ich war nie "Je suis Charlie". Weil ich Charlie Hebdo für ein schlechtes Magazin halte, mit teils widerwärtigem Spott, der sich für Satire hält, und mit, was fast noch schlimmer ist, radikal mittelmäßigen bis schlechten Zeichnungen. Das kann jeder Peter 100fach besser.

Aber in Frankreich herrscht Pressefreiheit, und diese gibt den Leuten von Charlie Hebdo das Recht, ihr Magazin zu veröffentlichen. So wie auch in Deutschland Presse- und Meinungsfreiheit herrscht.

Und das ist auch verdammt gut so.

Was Kanzlerin Merkel mit alledem zu tun hat? Eigentlich nichts. Hoffe ich.

Samstag, 9. April 2016

Die Freude der Liebe

Hier sitz' ich nun, ich armer Tor, und bin so klug als wie zuvor.

Goethes Tor hat gestanden, aber da ich gerade auf dem Sofa sitze, musste ich seinen Spruch ein wenig abwandeln. Er möge mir verzeihen, der Herr Geheimrat.

Gerade habe ich die neueste Veröffentlichung von Papst Franziskus gelesen, Amoris Laetitia, und ich hätte so einiges dazu zu sagen. Aber wo anfangen?

Im Netz herrschte viel Verwunderung darüber, wie es möglich war, dass 5 Minuten nach der Veröffentlichung eines über 300 Seiten starken Dokuments die ersten Zusammenfassungen und Reaktionen durch die Medien gingen. Mich verwundert das überhaupt nicht. Die Medien suggerieren uns, dass für ganz Deutschland in Bezug auf Kirche und Papst nur zwei Themen von enormen Interesse seien:

1. Die Zulassung geschiedener und wiederverheirateter Menschen zur Kommunion.
2. Die Zulassung homosexueller/lesbischer Paare zur kirchlichen Trauung.

Und die wenigen Sätze, die hierzu in Papst Franziskus' Schreiben zu finden sind, mittels Suchfunktion aus den 300 Seiten herauszufiltern, ist ein Kinderspiel. Voilà! Schon können wir der gespannt wartenden Bevölkerung die Quintessenz des ganzen Schreibens vorlegen.

Die gespannt wartende Bevölkerung...? Das ist etwa so, als würde man das Dorf des Asterix als "ganz Gallien" bezeichnen. Was für ein Dummschwatz.

In Wirklichkeit sind es die immer gleichen Gruppen, die zu diesen Themen in jedes Mikrofon plappern, das nicht schnell genug wegrennen kann.

Die Realität ist: Die Mehrheit in Deutschland interessiert sich nicht die Bohne dafür, was die Kirche zu diesen oder anderen Themen zu sagen hat. Sie nehmen solche Meldungen mit einem Achselzucken wahr - und beweisen damit ein wesentlich feineres Gespür als die Medien, die nun in Kommentaren und Diskussionen auswalzen, was der Papst gesagt hat, nicht gesagt hat, gemeint hat, gemeint hätte haben können, hätte sagen sollen, nicht hätte sagen dürfen...

Ein feineres Gespür? Aber ja:

Ich unterstelle der "breiten Masse" gerade die Intelligenz, ganz instinktiv und vielleicht sogar unbewusst die Unwichtigkeit dieser Themen wahrzunehmen. Und deshalb mit einem Achselzucken zu reagieren.

Das ist gut.

Das ist schlecht.

Schlecht?

Es ist schlecht, weil das Auswalzen der immer gleichen Themen eben auch zu einem Achselzucken gegenüber der Kirche und dem, was sie zu sagen hat im Allgemeinen führt.

Dass man mich nicht falsch versteht: Ich behaupte nicht, die Medien und Gruppen wie "Wir sind Kirche" seien Schuld an der stetig steigenden Zahl sonntäglicher Kirchenabstinenzler, die  das "christliche Abendland" nur dann kennen, wenn es um die aktuelle Flüchtlingssituation geht.

Aber die Kirche hat der Welt noch etwas zu sagen. Ich behaupte sogar, sie hat ihr noch sehr viel zu sagen (und zu geben). So wie auch jetzt mit dem Schreiben des Papstes.

Man stelle sich einmal vor, da hätten sich gestern die Medien mit folgender Nachricht zu Wort gemeldet:
"Heute hat Papst Franziskus sein Schreiben 'Über die Liebe in der Familie' veröffentlicht. Es beschreibt die Situation der Familien in aller Welt, die Probleme, mit denen sie zu kämpfen haben, aber auch, mit welchen Augen die Kirche auf diese Familien sieht und in welcher Weise sie hofft, ihnen Hilfe und Beistand leisten zu können. Das ganze Schreiben zum Nachlesen finden Sie auf unserer Homepage unter www....."
Ach, Leute, nun lasst mich doch auch mal träumen...

Aber es macht mich wütend. Denn durch diese mediale Reduzierung auf zwei marginale Themen wird dieses Schreiben nur von jenen gelesen werden, die es von vorneherein "auseinandernehmen" wollen, sowie von jenen, die - auch heute noch - wirklich daran interessiert sind, was "Kirche" zu sagen hat. Also eigentlich nur solche Laien, die seiner ohnehin nicht bedürfen.

Bei jenen aber, die "Kirche" mit einem Achselzucken abtun - und das ist, machen wir uns nichts vor, die große Mehrheit - wird jedes mögliche Restinteresse im Keim erstickt. Sie "wissen" ja schon, worum es in dem "Ding" mal wieder geht.

Was würden sie denn erfahren, wenn sie es trotzdem läsen?

Zuerst einmal würden sie erleben, dass da jemand in ganz einfachen Worten zu ihnen spricht. Das muss man jetzt nicht mögen (und als Fan der Bücher Benedikt VI. bin ich durchaus andere Kost gewöhnt), aber es macht Sinn: Wo jedes Verständnis und jedes Wissen abhanden gekommen sind, da muss erst einmal offen und klar gesprochen werden. Da muss erklärt werden, wie die Kirche wirklich auf die Familie schaut, auf die Ehe, auf Verlobung und Ehevorbereitung, auf die Kinder, und ja: auch auf den Sex, auf Sexualerziehnung der Kinder (nein, sie ist nicht dagegen!), auf das Alter, und auf den Tod. Und da muss aufgezeigt werden, welche Wege sie sucht, den Familien eine Stütze zu sein.

Menschenskinder, Himmelherrgottnochmal, wenn man die Achselzucker doch mal ans Lesen brächte! Dass sie endlich verstünden, wie viel mehr "Kirche" noch zu sagen und zu geben hätte, wenn es nicht auf das ständige Kulissengeschepper reduziert würde!

Nein, ich bilde mir nicht ein, dass die Kirchen voller würden. Aber das Bild der Kirche würde sich weiten. Und das wäre ja schon mal ein Anfang.

Da möchte man so manchem medial monologisierenden Miesepeter schon gerne zurufen:
"Einfach mal die Klappe halten! Danke."
Ich schließe mit meinem Lieblingssatz aus "Amoris Laetitia", mit dem Franziskus über die Kirche sagt:
"Wir sind berufen, die Gewissen zu bilden, nicht aber dazu, den Anspruch zu erheben, sie zu ersetzen."

Freitag, 8. April 2016

Rom - die Bilder


Also dann, ein kleiner Spaziergang durch die Straßen Roms.

Einen Rat noch am Rande: Da ihr schon hier seid, gehe ich davon aus, dass euch meine Fotos interessieren. Ich habe sie in ihrer Originalgröße belassen, also in sehr hoher Auflösung. Tut euch also selbst den Gefallen und klickt die Bilder zum Vergrößern an. ;-) 

Hier sind wir am Abend des Karfreitags auf dem Weg zum Kolosseum,



bis wir dank einiger ortkundiger Nonnen einen guten Standplatz 
für die nächsten Stunden gefunden haben.






Karfreitagnacht, nach dem Kreuzweg, die ersten Straßenbahnen fahren wieder,
nachdem die Absperrungen nach und nach aufgehoben werden.


Samstagmorgen, erst mal Birdwatching im Hotelinnenhof:



Und auf gehts zum Stadtbummel.
Wie verbringt der Römer den Samstagmorgen?


Bei der Antwort hilft uns der Zoom:


Die Engelsburg mit Engelsbrücke.
Das Wetter ein wenig anders als zu Hause.


Belauscht:
"Wieder viel los da unten."
"Komm, wir gehen einen Cappu trinken - es guckt eh keiner hoch."
"Bin dabei."


"Dass ihr euch nicht untersteht!"


In welche Kirche heute zuerst?
San Giovanni dei Fiorentini
Sie bietet sich am Karsamstag aus einem besonderen Grunde an....


...hier wird nämlich als Reliquie der Fuß
(bzw. natürlich nur Überreste davon)
der Mara Magdalena verehrt...



...deren Fuß als erstes am Ostermorgen das offene Grab betrat.


Ja, da dürfen die Herren der Schöpfung gerne noch ein 
wenig in ihren Kisten vor sich hin schmollen...


Und vom Kirchenportal aus...


geht es geradewegs in die:


Ei-gent-lich berühmt als Elite-Shoppingmeile, 
faszinieren mich, wie meist, eher die interessanten Häuserfassaden:






Naja, dem düsteren Typen hier ist nicht mehr zu helfen...


...trotz des munteren Treibens, das um ihn hierum auf dem Campo de fiori herrscht:


Und schon läuft mir wieder das Wasser im Mund zusamen!


 Ein kurzer Abstecher ins Pantheon,
die Kuppeldecke...


...und vor dem Eingangsportal...


...und von dort ein Blick auf die Piazza della Rotonda:


So, bevor wir nun einen Abstecher in die Kirche des Sant' Ignazio di Loyola machen,
erlaube ich mir noch eine Spielerei mit meiner neuen Kamera von den Eingangsstufen aus:


Die Deckengemälde faszinieren mich immer wieder, aber leider ist der 
3D-Effekt auf einer Fotografie eher zu ahnen als wirklich zu erkennen.
Vor Ort zieht es einen geradezu in das Geschehen hinein.










Nette Kuppel, oder?
Nur: Das ist keine Kuppel.
Das ist ein flaches Deckengemälde:



Bei meinem Besuch gab es Installationen zu sehen...



...die ein paar wirklich interessante Fotos hervorbrachten:



Hach, DAS nenne ich ein SCHÖNES Einkaufszentrum!
Die Galleria Alberto Sordi:


Und hier haben wir die Spitze der "Colonna dell'Immacolata"
(der Mariensäule)
gegenüber der Spanischen Treppe



Der Platz unter der Colonna und vor der spanischen Treppe war... hm... 
sagen wir einfach: Gut besucht.



Ja, und dann die Fontana di Trevi... wirklich gereizt hat mich das ja nicht, aber da sie
bei meinen ersten drei Rombesuchen restauriert wurde und daher eine eingezäunte
Baustelle war, dachte ich mir "Gehst du halt mal vorbei".


Den Einfall hatten noch ein paar andere Leute:



Die "Schreibmaschine":


Hast du schon Frühling in Rom oder bibberst du noch in Deutschland?


Am Ostersonntag im Hotel dann erst mal eine Überraschung: 
Eine Colomba als Geschenk des Hotels für jeden Gast!
(Das ist das traditionelle italienische Osterbrot.)


Und am späteren Vormittag auf die Hotelterasse:


Von hier ist der Blick auf den Petersdom schon etwas ganz besonderes:



Werbung für Satelitten-TV auch auf den Kolonnaden:
(Sie präsentiert die Schüssel doch wirklich sehr gekonnt, oder?)





"Habt ihr die Leute da unten gesehen?"
"Ja. Furchtbar, wie die heute rumlaufen, oder?"
"Frauen in Hosen - also, zu meiner Zeit gab's sowas nicht!"


Auf allen Dächern wartet man auf den Papst:


Während unten die Geheimpolizei in Tarnuniform unauffällig Wache steht:

Die Möwe hat sich wie bei der Papstwahl mal wieder den besten Platz gesichert:


Die Spatzen, die es bald von den Dächern pfeifen, sind auch schon da:


Warten...


...warten....



Na, da ist er doch endlich!





Als kleines Schmankerl hier ein Kurzfilmchen vom 
Geläut aller 6 Glocken nach dem Segen Urbi et Orbi:

Später gab es bei Giolitti noch ein großes Eis mit kleiner Waffel... äh... oder so... 
(Nein, kein Touristen-Nepp - ich hatte ausdrücklich ein Kinderbecherchen bestellt, 
zum Cappuccino.)


Am Abend noch ein Blick zum Abschied:


Tschö, Pitter.




Und zum Abschluss, auf vielfachen Wunsch, meine neue Tasche: