Sonntag, 1. März 2020

Coronavirus - (Don't) Panic!

 "Bleiben Sie ruhig; es besteht kein Grund zur Panik." --- "Es wird schlimm werden." --- "Wir haben alles unter Kontrolle." --- "Experte rechnet mit über 60% Infektionen." --- "Die Versorgung ist gewährleistet." --- "Folgende Dinge sollten in Ihrem Notvorrat nicht fehlen..."

Tatsächlich lassen sich die Grundaussagen jedes Beitrags aus Politik und Medien zur Situation stets in zwei Themenblöcke spalten:
"Kein Grund zur Panik. --- Seien Sie auf das Schlimmste vorbereitet."
Ich wohne in NRW und die derzeit besonders betroffenen Gebiete liegen in direkter Nachbarschaft. Auch bei uns gibt es die ersten Krankheitsfälle. Seitdem erlebe ich, wie das Coronavirus den gesunden Menschenverstand zum Kollabieren bringt.

Desinfektionsmittel sind vollständig ausverkauft, die Regale in allen Geschäften leer. Eine Drogerie in der Innenstadt hatte wohl noch eine kleine Lieferung erhalten: Die Fläschchen standen an der Kasse und wurden rigoros nur einzeln abgegeben, damit möglichst viele Kunden noch etwas abbekamen und niemand gleich die ganze Palette hinausschleppte. Und ehe ihr fragt: Ich war dort, um Blumendünger zu kaufen, und Blumendünger habe ich gekauft.

Eine große Firma verteilte Freitag Handdesinfektionsmittel in den Waschräumen ihrer Mitarbeiter. Eine schöne Geste. Wenige Stunden später war das erste davon spurlos verschwunden.

Eine Anleitung zum richtigen Händewaschen wurde in der gleichen Firma verteilt:


Man kann darüber lachen, aber es kaufen in diesen Tagen so viele Leute Seife, dass man sich doch so seine Gedanken über die allgemeine Reinlichkeit vor Corona macht. Vielleicht ist eine Gebrauchsanweisung doch keine so üble Idee?

Die Leute hamstern Lebensmittel. Nudeln, Sauerkraut, Bohnensuppe und Würstchen. "Vornehm geht die Welt zugrunde" war gestern. Die Deutschen lieben es auch zum Armageddon billig.

Wer mit Sauerkraut und Bohnensuppe überleben will, dem sollte nicht das Toilettenpapier ausgehen. Die Großpackungen, mit denen ich viele Leute sich abschleppen sah, waren also sicherlich sinnvoll.

Auch Mehl erlebt derzeit eine Renaissance - sonst das wenig beachtete Stiefkind zwischen all den Fertigbackmischungen, steht man auch hier plötzlich vor leeren Regalen. Erst habe ich mich gewundert, aber dann ging mir auf, dass sich die Kunden sicherlich an die Witwe von Sarepta und ihren Sohn erinnert haben, die Elia mit einem nie versiegenden Vorrat an Mehl und Öl vor dem Hungertod gerettet hat. Nachzulesen HIER.

Nichts gegen einen kleinen Notvorrat zu Hause (den ohnehin jeder immer haben sollte), aber was treibt die Leute zu den Hamsterkäufen der letzten Tage?

Es ist wohl der Versuch, zumindest die gefühlte Kontrolle zu behalten.

So viele Dinge, die ich in meinem Leben nicht kontrollieren kann. So viele Gefahren, die meinem Einflussbereich gänzlich entzogen sind. Und nun kommt noch ein neues Virus hinzu. Indem ich Desinktionsmittel, Mehl und Bohnensuppe einlagere, gewinne ich zumindest gefühlt ein wenig Kontrolle zurück. Über das Unkontrollierbare, besser bekannt als "das Leben".

Jemand sagte in diesen Tagen zu mir: "Falls die Lage schlimmer werden sollte, habe ich vor dem Virus weniger Angst als vor den Menschen." Weise Worte: Der ärgste Feind des Menschen ist und bleibt der Mensch. Da muss jedes Virus vor Neid erblassen.

In diesem Sinne, Leute:
"Ruhig bleiben! Das Schlimmste kommt noch."

PS: Meine eigenen Vorräte sind auf einem guten Niveau: