Sonntag, 3. Juni 2018

Kardinäle, Komiker und Kommunion - oder: Die Sache mit der Oblate

Vor wenigen Wochen auf dem Katholikentag klamaukte ein Komiker gegenüber einem Kardinal, er wolle doch bitteschön auch eine "Oblate", wenn er als Evangele seine katholische Ehefrau zur Messe beleite, denn schließlich habe er qua (gemeinsam veranschlagter) Kirchensteuer ja dafür bezahlt.

Naja. Auch ein Komiker ist eben manchmal nur ein Narr.

Das vorwiegend katholische Publikum soll übrigens begeistert applaudiert haben.

Diese Narretei eines Evangelen ist jedenfalls allemal leichter wegzustecken als der katholische Jubel über eine Aussage, die einen - den! - Grundpfeiler des eigenen Glaubens verhöhnt.

Das Ziel der "Oblatenattacke", Kardinal Woelki aus Köln, soll gefasst, aber zutiefst verletzt gewirkt haben. Man mag sich fragen, ob es die Reaktion auf den dummdreist daherkommenden "Komiker" war, oder doch eher auf die Jubel- und Schenkelklopferaktion seiner katholischen Glaubensbrüder und - schwestern.

Seine Antwort, sachlich-ruhig, lautete jedenfalls:
"Ich würde nie von einer Oblate sprechen. Die Verwendung dieses Begriffs zeigt, dass wir beide etwas ganz anderes darunter verstehen."
Auf diese Antwort komme ich später noch einmal zurück.

Manchmal liegt in sachlichen Sätzen mehr Schärfe und Tadel als in jeder beleidigt-aufgeregten Replik, welche die Narren nur zu weiterem Spott anreizt.
"Es ist aber auch zu dumm mit unserer rückständigen katholischen Kirche!",
scheinen viele Katholen heutzutage zu denken.

Nein, ich werde jetzt nicht böse und überheblich auf meine katholischen Mitmenschen einschlagen. Wir unterliegen alle täglich einem Trommelfeuer der Beeinflussungen aller Couleur: Werden uns Wertungen nur oft genug vorgetragen, müssen wir uns das als einen Dauer"beschuss" gezielter Meinungsmache vorstellen.

Finden sich solche Wertungen dann eines schönen Tages ganz oben auf der mitmenschlichen Applausskala - ja, dann geht im gegenseitigen Schulterkopfen darüber, es den "anderen" (sprich: den Dummen) wieder einmal gezeigt zu haben, der Wille zur Infragestellung solch allgemeiner "Wahrheiten" auf dem wohlig-warmen Plüschsofa des Einheitsdenkens sehr leicht unter.

Letztens gab es eine Fortsetzung zum Oblatenthema:

Oblaten für alle!

Auf der einen Seite gab es jene Kirchenoberen, die eine Teilnahme an der Eucharistie für evangelische Ehepartner als Einzel- und Gewissensentscheidung der Betroffenen und eines Pfarrers/Seelsorgers zur Disposition gestellt sehen wollten. Heißt: Wenn die evangelischen Ehepartner den Glauben der katholischen Kirche bejahen und eine tiefe Sehnsucht nach dem Empfang der Euchastie haben, dann sollen sie diese auch erhalten.  (Anm.: ich drücke mich hier bewusst vereinfacht aus, denn eine theologische Diskussion anstoßen zu wollen, liegt mir fern).

Doch muss man sich nicht fragen: Wenn sie den Glauben der katholischen Kirche bejahen und sich aus diesem Glauben heraus nach der Eucharistie sehnen, haben sie den evangelischen Glauben bereits abgelegt, mit dem das katholische Eucharistieverständnis nicht vereinbar ist. Warum also nicht den einzig logischen Schritt tun und in die katholische Kirche eintreten?

Doch auch hier nur wieder:
"Applaus! Applaus!"
ruft die katholische Mehrheit. Endlich ein Ende der unbarmherzigen Haltung der katholischen "Kirchenfürsten"!

Auf der anderen Seite gab es die sieben Absender (unter ihnen Kardinal Woelki) eines Briefes an  den Vatikan, in dem um eine Klarstellung gebeten wurde, ob eine solche Entscheidung durch die Bischofskonferenz anhand einer Zwei-Drittel-Mehrheit überhaupt hätte getroffen werden dürfen.

Dieser Brief wurde den sieben Unterzeichnern als Meuterei und Hinterlist ausgelegt. Das aufgeklärte Kirchenvolk schaute mehr oder weniger verächtlich auf dieses Grüppchen ewig Gestriger, die ja doch in Wahrheit nur ihre eigene Machtfülle schwinden sahen.

Warum der Applaus über die Barmherzigkeitsreformer, und warum die Verachtung der angeblich unbarmherzigen Macht-Männer?

Wieder kann ich die Erklärung nur finden in der erfolgreichen Meinungs(ver-)formung der Massen.

Denn eigentlich ist doch alles ganz anders...

Wie hatte Kardinal Woelki noch unserem Klamaukanten geantwortet:
"Ich würde nie von einer Oblate sprechen. Die Verwendung dieses Begriffs zeigt, dass wir beide etwas ganz anderes darunter verstehen."
Genau. Das ist der Punkt. Wir beide - also die Katholen und die Evangelen - verstehen etwas ganz anderes unter dem, was wir Katholen "Eucharistie" und die Evangelen "Abendmahl" nennen. Und weil die Eucharistie für uns Katholen einen so ungeheuren Mehr-Wert hat über dem, was Evangelen im Abendmahl feiern, muss dieses so unendlich Heilige geschützt werden vor einer "Wer hat noch nicht, wer will noch mal?"-Profanisierung, die jedem aufstampfenden "Ich will aber; schließlich hab' ich dafür bezahlt!"-Tölpel seine Oblate in die ungewaschenen Finger drückt.

Jeder Kathole könnte - MÜSSTE! - das wissen. Denn jeder Kathole sollte so weit über seinen Glauben Bescheid wissen, dass ihm die Heiligkeit der "Oblate" bewusst ist.

Dass es nicht so ist, und dass sich die Mehrheit der Katholiken in Deutschland einen Teufel darum schert, sich über ihren Glauben zu informieren - das beweisen Jubel und Applaus im Angesicht von Verhöhnung und Unkenntlichmachung dieses Glaubens. Sie denken nicht - sie lassen denken.

Zur Erklärung der Bedeutung der Eucharistie möchte ich einen Link einstellen, zur Predigt Kardinal Woelkis zum diesjährigen Fronleichnamsfest - die Rede dauert eine Viertelstunde. Ich wünschte mir, alle die Jubler und Applaudierer hätten sie gehört, oder würden sich jetzt diese Viertelstunde nehmen, sie noch anzuhören - mit einem offenen Herzen und einem wachen Verstand:

Fronleichnam 2018 - Predigt Kardinal Woelki in Köln

ie Verwendung dieses Begriffs zeigt, dass wir beide etwas ganz anderes darunter verstehen
die Verwendung dieses Begriffs zeigt, dass wir beide etwas ganz anderes darunter verstehen
die Verwendung dieses Begriffs zeigt, dass wir beide etwas ganz anderes darunter verstehen