Sonntag, 17. April 2016

Jedem Menschen recht getan...

Man könnte sich ja jeden Tag nur noch aufregen.

Ja, ja, ich weiß, nun kommen wieder die klugen Menschen mit ihrem
"...aber man muss es nicht."
Doch, muss man. Nicht jeden Tag, und nicht über jeden Mist, aber sich über gar nichts aufzuregen, das hieße, gleichgültig gegenüber allem und jedem zu werden.

Eigentlich wollte ich mich ja noch mal über die "Böhmermann-Affaire" aufregen. Aber dann kam der Papst, und nun muss Böhmermann warten. Prioritäten setzen halt.

Was ist passiert?

Der Papst hat Griechenland besucht, und dabei auch ein Flüchtlingscamp.

Das ist gut. Toller Papst.

Dann ist er wieder nach Hause geflogen. Und hat dabei drei Flüchtlingsfamilien mitgenommen.

Das ist gut. Toller Papst.

Es handelt sich um drei muslimische Flüchtlingsfamilien.

Das ist schlecht. Böser Papst.
"Und der will Christ sein? Lässt die eigenen Leute im Flüchtlingscamp zurück, um stattdessen (noch mehr!) Muslime ins christliche Europa zu bringen?"
Okay, wir stellen uns jetzt mal ganz dumm und fragen uns: Wie hätte es der Papst denn richtig machen können?

Er hätte im Vorfeld der Aktion darauf bestehen können, dass nur christliche Flüchtlinge infrage kämen.

Leute, das wäre ihm fein um die Ohren geflogen! Ich hör's ja gerade, das Geschrei
"Was? Der will Christ sein? Schöne Art von Barmherzigkeit, die er da vorführt! Aber so sind sie, die Christen!"
Er hätte bei der Planung darauf hinweisen können, dass ein Teil der ausgewählten Flüchtlinge Christen, und ein Teil Muslime sein sollten.

Stimmt. Wäre eine gute Lösung gewesen.

Nur: Genau so war es auch geplant. Dummerweise stellte sich dann vor Ort aber gerade bei den Christen heraus, dass deren Papiere nicht in Ordnung waren.

Was hätte man da tun können?

Ganz einfach: Er hätte einfach sagen können
"Papiere hin oder her - wir nehmen die Christen trotzdem mit."
Und wieder höre ich das Geschrei:
"Was? Noch mehr Flüchtlingspack ohne Papiere? Wer weiß, ob die überhaupt Christen sind! Könnten ja auch vom IS eingeschmuggelt worden sein!"
Also wurde entschieden, dass von den Familien, bei denen die Not am größten war, jene mitgenommen wurden, deren Papiere nachvollziehbar in Ordnung waren.

Ohne Ansehen der Religion.

Das ist christlich.

Es gibt sogar einige wenige, die das einsehen. Aber dabei kann man es natürlich nicht belassen. Wenn schon, denn schon:
"Dann soll er jetzt mal von seiner reichen Kirche ein paar Millionen locker machen und den anderen Flüchtlingen in Griechenland vor Ort helfen!"
Die, die etwas tun, tun nie genug.

Die, die etwas tun, tun nie das richtige.

Sagen die, die gar nichts tun - außer natürlich, sich über die, die etwas tun, aufzuregen.

Das ist nicht christlich.

Das ist dämlich.

1 Kommentar:

  1. Ich habe mich nicht aufgeregt, liebe Heike. Hätte ich müssen? Liegt es an meinem Alter?

    Ich kann die Kritiker des Papstes aller Spielarten nicht ändern und bin froh, nicht über sie richten zu müssen. Massive seelische Bauchschmerzen hätte es mir aber bereitet, wenn das Handeln des Papstes für mich überhaupt nicht nachvollziehbar gewesen wäre, wie immer ich es auch gedreht und gewendet hätte.

    Da dem nicht so ist, habe ich mich in die Flüchtlingsfamilien hinein versetzt.Haben sie sich vielleicht gefragt, welcher Iman wohl ebenso gehandelt hätte, wie ausgerechnet das Oberhaupt der Katholischen Kirche? Werden sie dieses Ereignis in ihrer verzweifelten Situation je vergessen können? Nicht mit einer Bibel unter dem Arm hatte er sie begrüßt, sondern mit spürbarer Liebe. Ist es unvorstellbar, dass irgendwann dieser Funke auf sie überspringt? Das wäre dann sein größtes und schönstes Gastgeschenk.

    "Weihbischof Ansgar Puff bietet «Outdoor-Sprechstunden» auf der Kölner Domtreppe an. Das ist natürlich gewöhnungsbedürftig. Ich habe den Eindruck, Papst Franziskus hat sich ohne alle Berührungsängste neben ihn gesetzt." Dies schrieb ich heute in einem anderen Kommentar. Auch hier passt es. Oder?

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