Montag, 1. Juni 2020

Das Catch-22 der Fake News



Letztens wurde auf Facebook auf spitzbärtigen und anderen Seiten kommentiert, die Bilder, die wir aus Italien und den USA zu sehen bekämen - aus überlasteten Kliniken, vom Abtransport Verstorbener durch Kolonnen aus Armeefahrzeugen, abgestellte Kühltransporter zur Lagerung der Leichen - sie alle seien Fake.

Es handele sich durchweg um den Versuch, die Weltbevölkerung in Angst zu halten.

Als Beweis wurde mehrfach ein Artikel aus dem Presseportal verlinkt. Das irritierte mich dann doch, da es sich hier um eine seriöse Nachrichtenquelle handelt.

Was war passiert?

Auf Facebook war von privater Seite ein Foto verbreitet worden. Darauf waren aufgereihte Särge zu sehen. Übertitelt würde der Beitrag mit "So schaut's in Italien aus".

Allerdings handelte es sich bei diesem Foto um eine 7 Jahre alte Aufnahme. Es zeigt die aufgereihten Särge ertrunkener Flüchtlinge in Lampedusa.

Noch einmal: Hierbei handelte es sich um einen privaten Beitrag, der leider "viral" ging. Irgendein armer Mensch, der ein wenig Aufmerksamkeit brauchte und dazu das Foto einer alten Tragödie benutzte, weil ihm die heutigen Fotos offensichtlich noch nicht ausreichend entsetzlich erschienen.

Resultat:

Die Fake News der einen Seite generierten die Fake News der anderen Seite.

Zwiespalt:

Klären wir über die Fake News der einen Seite auf, geben wir Wasser auf die Mühlen der anderen Seite.

Schweigen wir über die Fake News der einen Seite, unterstützen wir deren Fake News Maschinerie - und tun zusätzlich genau das, dessen uns die andere Seite anklagt.

Catch-22

Game over.

1 Kommentar:

  1. Dabei sind die Photos mit Sargtransporten in Italien, die wirklich mit Corona zu tun haben, auch leicht auffindbar und schrecklich genug. Man braucht keine Fake News, um das grausige Ausmaß der Krise zu zeigen.

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