Sonntag, 21. Mai 2017

Maria und das Josefkind

Ein Pfarrer erzählte heute von einen Schulgottesdienst in der letzten Woche. Da wir im Marienmonat Mai stehen, war die Marienstatue der Kirche in den Vordergrund gerückt und mit Blumen und Kerzen geschmückt worden. Er wollte nicht nur rasch einen Gottesdienst feiern, sondern den Kindern den Marienmonat nahebringen.

Er fragte sie, ob ihnen denn auffiele, was heute in der Kirche anders sei als sonst.
"Da sind mehr Sachen.", kam es von einigen Grundschülern.
Das wollte er aber genauer wissen und fragte, was denn das für Sachen seien.
"Kerzen! Blumen!", riefen sie alle. 
Ja, ob denn das alles sei, fragte der Pfarrer. Und da sagte ein Mädchen klar und überzeugt:
"Und da sind Maria und Josef."
Da war er nun verwirrt, unser Pfarrer, und er fragte das Mädchen, wo es denn da den Josef gesehen habe.

Da lief das Mädchen nach vorne, zeigte auf das Jesuskind in Marias Armen und sagte
"Na, da!"
Nein, es hat niemand gelacht bei dieser Geschichte. Wie der Pfarrer richtig sagte:
"Das Kind kann nichts dafür. Aber wie ist es nur möglich, dass wir unsere Kinder so aufwachsen lassen, dass sie nicht einmal mehr das Jesuskind in Marias Armen erkennen?"
 Von Maria hatte dieses Mädchen - wie so viele andere auch - wohl nur in verkitschten und rührseligen Geschichten zur Weihnachtszeit gehört: Die schwangere Maria und ihr Mann Josef, die zur Hauptsaison kein Hotelzimmer mehr finden und deshalb in der Scheune schlafen müssen. Oder so ähnlich.

Später sprach der Pfarrer noch das Fest Christi Himmelfahrt an, das wir am kommenden Donnerstag feiern. Er sagte, in diesem Jahr lautete der Kalendereintrag zum ersten Mal nicht mehr Christi Himmelfahrt. Stattdessen stünde da "Brückentag". Er fragte in die voll besetzte Kirche hinein:
"Na, Hand aufs Herz: Wer von euch wird das lange Wochenende zum Wegfahren nutzen, statt den Tag hier  mit uns festlich zu begehen? Wird es sich überhaupt lohnen, die Kirche an diesem Tag zu öffnen?"
 War das der Inhalt seiner heutigen Predigt gewesen? Nein. Er hatte vom heutigen Tagesevangelium gesprochen, und auch von Augustinus und seinem berühmten Satz
"Liebe, und dann tue, was du willst."
 Ja, ja, Augustins. Den wird jetzt mancher, der hier mitliest, wieder mit Freuden falsch verstehen:

Da seht ihr's! Ihr heute mit euren Regeln und Gesetzen aus dem Mittelalter! Die Kirchenväter wussten es besser: Wir alle haben die Freiheit, nach unserem eigenen Gusto zu leben und glücklich zu werden - zu tun, was immer wir wollen.

Äh... ja. Nur habt ihr dabei die Sache mit der Liebe gerade völlig vergessen:

LIEBE, und DANN tue, was du willst.

Was heißt das?

Ganz einfach:

ZUERST müsst ihr folgendes tun:

- LIEBT Gott
- LIEBT euch selbst
- LIEBT eure Nächsten
- LIEBT eure Feinde

DANN - und auch wirklich erst DANN:

TUT, was ihr wollt.

Nur, wenn er die Liebe hat, hat der Mensch auch die wahre Freiheit, die ihn erst zum Menschen macht. 

Um noch einmal zu unserem Pfarrer zurückzukehren - dass der Mann bei allem trotzigen Optimismus einen enormen Frust "schiebt", war erkennbar. Und wie denn auch nicht?

Unser Abendland wollen sie retten, die vielen da draußen, die doch einen Bogen um die Sonntagsmessen machen, wie der Teufel ums Weihwasser.

Den Islamismus wollen sie zurückdrängen in unserem Land, die Politiker und Richter, doch es fällt ihnen besseres nicht ein, als weltweit freiwillig getragene Kreuze und Kippas in einen Topf zu werfen mit dem von vielen Frauen nur unter Zwang getragenen Kopftuch oder Chador, und unter dem Mantel der "religiösen Neutralität" ein Generalvebot zu erteilen.

Ihr Kinder vor dem Mumpitz schützen, das wollen jene Eltern, die mit Erfolg die Abschaffung des Religionsunterrichts an den Schulen weiter vorantreiben. Die Kinder sollen in diesen Stunden lieber etwas "Gescheites" lernen.

Man muss sie bewundern, die Pfarrer und Priester im heutigen Deutschland. Dass sie in einem derartigen Klima von Apathie, Gleichgültigkeit und Verachtung nicht längst das Handtuch geworfen haben.

Wahrscheinlich hat es irgendwas mit Liebe zu tun.

1 Kommentar:

  1. Allerdings gibt es an Christi Himmelfahrt zwar eine Sonntagspflicht, die muß aber nicht in der Heimatpfarrei erfüllt werden *malsoanmerk*.

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