Ich weiß nicht, wie, wann und warum es passiert ist, aber seit einer ganzen Weile ist diese Begrüßungsfrage durch ein "Alles gut?" ersetzt worden. Und wie es halt so geht, habe auch ich unbemerkt angefangen, Freunde und Bekannte so zu begrüßen.
"Alles gut?" - klingt das nicht herrlich positiv? Ist doch eine prima Sache. Eigentlich.
Eigentlich nicht.
Mehr und mehr fällt mir auf, dass die Fragenden inzwischen nicht einmal mehr auf die Antwort warten:
"Alles gut? Fein."Und seitdem weiß ich, woher mein mulmiges Gefühl in Bezug auf diese neue Art der Begrüßung rührt:
Wer will denn schon auf eine so positive Frage eine negative Antwort geben?
Und: Welche Möglichkeiten einer negativen Antwort sind denn überhaupt noch vorhanden?
Mit der Frage "Wie gehts?" drücke ich ja noch aus, an der augenblicklichen Lebenssituation des Anderen interessiert zu sein, egal, wie diese gerade aussieht.
Mit der Frage "Alles gut?" gebe ich dagegen die unterschwellige Botschaft weiter "Wenn du Probleme hast, dann behalt' sie bloß für dich!".
Damit ist die im gleichen Atemzug gelieferte Antwort auf die eigene Frage also der logische nächste Schritt: Nur so kann ich verhindern, dass am Ende doch noch jemand auf die Idee kommt, meine Frage ehrlich antworten und mich mit seinen Problemen belasten zu müssen.
Ich denke, ich gewöhne mir diese neue Art der Begrüßung wieder ab.
Unser niederrheinisches "Wie isset?" klingt sowieso schöner.
Im Jugendjargon heißt es aktuell:
AntwortenLöschen"Was geht?" - "Nix."
Weder positiv noch negativ, einfach NIX scheint das Coolste zu sein. Das sind aber auch die Gleichen, die als Lieblingsbeschäftigung "chillen" angeben...
"Wie gehts (Dir/ Ihnen)?" Auf eine solche Frage pflege ich zu antworten: "Von ganz unten bis ganz oben! Das Leben ist spannend! Es sollte aber bitte nicht allzu spannend werden!"
AntwortenLöschenUnd auf die Frage eines Verkäufers: "Haben Sie noch einen Wunsch?" lautet stets meine Antwort: "Ganz viele! Es sind aber keine dabei, die Sie erfüllen können!"