Samstag, 19. Dezember 2015

Alles gut?

Bis vor sehr kurzer Zeit hat man sich mit "Wie gehts?" begrüßt, am Niederrhein mit "Wie isset?". Als Antwort erhielt man meinst ein "Gut", oder ein "Geht so". Ebenso konnte man aber auch einem "Nicht so toll" oder einem klaren "Besch...en" begegnen.

Ich weiß nicht, wie, wann und warum es passiert ist, aber seit einer ganzen Weile ist diese Begrüßungsfrage durch ein "Alles gut?" ersetzt worden. Und wie es halt so geht, habe auch ich unbemerkt angefangen, Freunde und Bekannte so zu begrüßen.

"Alles gut?" - klingt das nicht herrlich positiv? Ist doch eine prima Sache. Eigentlich.

Eigentlich nicht.

Mehr und mehr fällt mir auf, dass die Fragenden inzwischen nicht einmal mehr auf die Antwort warten:
"Alles gut? Fein."
Und seitdem weiß ich, woher mein mulmiges Gefühl in Bezug auf diese neue Art der Begrüßung rührt:

Wer will denn schon auf eine so positive Frage eine negative Antwort geben?

Und: Welche Möglichkeiten einer negativen Antwort sind denn überhaupt noch vorhanden?

Mit der Frage "Wie gehts?" drücke ich ja noch aus, an der augenblicklichen Lebenssituation des Anderen interessiert zu sein, egal, wie diese gerade aussieht.

Mit der Frage "Alles gut?" gebe ich dagegen die unterschwellige Botschaft weiter "Wenn du Probleme hast, dann behalt' sie bloß für dich!".

Damit ist die im gleichen Atemzug gelieferte Antwort auf die eigene Frage also der logische nächste Schritt: Nur so kann ich verhindern, dass am Ende doch noch jemand auf die Idee kommt, meine Frage ehrlich antworten und mich mit seinen Problemen belasten zu müssen.

Ich denke, ich gewöhne mir diese neue Art der Begrüßung wieder ab.

Unser niederrheinisches "Wie isset?" klingt sowieso schöner.

Dienstag, 1. Dezember 2015

FREUDE

Was bringt einen Menschen in wohl einer der stressigsten Phasen des eigenen Lebens dazu, auch noch einen Blogger-Adventskalender zu organisieren?

Die Antwort ist einfach: Eben drum.

Advent.

Damit beginnt auch wieder die Zeit der Mahnungen:
"Advent ist mehr als Zimtsterne, Glühwein und Weihnachtsmarkt."
"Advent sollte eine Zeit der Besinnung sein."
"Advent ist doch nur noch Stress und Jagd nach Weihnachtsgeschenken."

Und nun?

Weihnachtsmärkte meiden, zu Hause bleiben, fasten, sinnend vor dem Adventskranz sitzen, und natürlich einander versichern "Wir schenken uns dieses Jahr nichts."?

Kann man machen.

Katholisch ist zum Glück anders. Katholisch ist nicht das "entweder...oder" sondern das "sowohl... als auch".

Advent ist eine Zeit der Vorfreude. Eine Zeit, in der wir uns auf etwas Wundervolles freuen und vorbereiten.

Auch hier wieder "sowohl... als auch": Freude UND Vorbereitung.

Die Freude darf sich im Besuch eines Weihnachtsmarktes äußern, im Glühwein, und im Genuss von Zimtsternen und anderen Leckereien.

Die Freude darf auch die "Jagd" nach Geschenken sein, solange nur der rechte Grund dahinter steht: Wenn ich bei meiner Suche nach Geschenken den jeweiligen Menschen vor mir sehe und es mir nur darum geht, dem anderen Freude zu machen  - dann habe ich bei dieser Suche und dem späteren Schenken mehr Freude an der Freude des anderen, als ein besonnen-sachliches "Wir schenken uns nichts." mir je geben könnte.

Die Freude und die Vorbereitung arbeiten Hand in Hand. Denn die Freude ist Teil der Vorbereitung auf das Kommende. Ich kann, darf, soll mich den ganzen Advent hindurch freuen, weil mich zum Abschluss etwas Wunderbares erwartet.

Wenn dieses Wunderbare mir immer als die Grundlage vor Augen steht, auf der meine Freude ruhen muss, dann wird die Freude unvergänglich sein, auch über jeden 24. Dezember hinaus.

In diesem Sinne: FREUT EUCH!

Ode to Joy