Montag, 5. Oktober 2015

Früher war...... Nööö, eher nicht.

Es fängt an zu nerven, und das heftig: Die ständigen tränenschweren Reminiszenzen an ein ach so viel besseres Früher!

Anfangs war es ja noch nett: Da gab es Erinnerungen, mit den entsprechenden Fotos, an Telefone mit Wählscheiben, an Käseigel, Toast Hawaii und "Kalte Hundeschnauze", und an vieles mehr.

Nach und nach aber wurde das harmlose "Weißt du noch" zu einem "Früher war alles besser".

Wenn "früher" alles besser war, dann muss heute alles schlechter sein. Oder?

Brauche ich das? Dass mir online und auch sonst alle mein Heute schlechtreden wollen? Nööö, eher nicht.

War eine Kindheit "früher" wirklich besser, nur, weil wir (vielleicht) mehr im Dreck gespielt haben als heutige Kinder?

War unser Leben "früher" um ein Vielfaches besser, weil wir kein Smartphone hatten, das uns "versklavte", wie es "heute" oft so schön heißt? Liegt es nicht eher an uns, ob wir uns versklaven lassen, oder ob wir die guten Seiten der heutigen Technik positiv für uns nutzen?

"Früher" haben wir nicht auf Fett- und Zuckergehalt im Essen geachtet. Stimmt. Das war toll. Okay, vielleicht nicht so sehr für unsere Gesundheit. Aber sonst war das sicher toll.

"Früher" war die Welt auch viel friedlicher, so ohne die ganze Terrorbedrohung, die uns heute so ängstigt. Okay, "früher" gabs in Deutschland die RAF. Und ganz generell die ständige Drohung eines Atomkrieges zwischen den USA und der UDSSR. Und den Vietnamkrieg. Aber sonst war alles viel friedlicher.

Fliegen war "früher" auch viel besser. Da war der Passagier noch König, mit viel Service, und Gepäck, soviel man halt brauchte, und eine Flugreise war etwas, für das man sich hübsch zurecht machte. Okay, das stimmt soweit. Dumm nur, dass jene, die heute von diesem besseren "früher" reden, sich eine solche Flugreise nie hätten leisten können, weil Flugreisen erst heute auch für Normalbürger erschwinglich sind. Aber bestimmt war Fliegen "früher" viel schöner.

Nicht zu vergessen das "aussterbende" Wissen... Nein, ich fühle mich nicht als "Eingeweihte", nur, weil ich noch weiß, dass man Audiocassetten bei Bandsalat "früher" mit einem Bleistift aufspulen konnte, oder was es mit dem kleinen schwarzen Plastikdreieck auf sich hatte, das man in die Single-Schallplatten steckte, oder dass es sich bei einem "Brauner Bär" um ein Eis am Stiel handelte. Was soll das? Solche Dinge kommen, solche Dinge gehen. That's Life, folks! Get over it!

Ich lebe im Heute, und mir geht's gut dabei. Ich möchte nicht wieder in den 70ern, 80ern oder 90ern leben. Das war damals, und jetzt ist jetzt.  

1 Kommentar:

  1. Nein, Heike. Besser war sicher nicht alles. Aber Vergangenes ist überwunden und macht keine Angst mehr. Auch deshalb wird sie sicher so oft und gerne von älteren Menschen heraufbeschworen und mit Zuckerguss bestrichen, um die Schreckensnachrichten von heute und Weltuntergangsprophetien vergessen zu können.

    Ich selber staune immer mehr über kleine und große Erinnerungen, die ich als ge- und erlebte Geschichte gerne und öfter als früher weiter erzähle... Nichts desto trotz ist JETZT der wichtigste Augenblick unseres Lebens. Bei der Eucharistischen Anbetung formulierte ich das aus dem Herzen heraus so: "JETZT und HIER komm zu mir und bleib bei mir, dass ich Dich spür! Mit beten, beichten, fasten lässt Du Dich ertasten!"

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