Montag, 4. März 2019

Was mich bewegt... Missbrauchsdebatten



Neulich "belauschte" ich im Zug zwei Männer. Einer war, wie sich aus dem Gespräch ergab, Lehrer für Deutsch und Religion. Er sagte etwas zu den Diskussionen rund um das Thema Missbrauch und Kirche, das meiner Meinung nach bedeutsam war:
"Wenn ich sonntags in der Kirche bin, dann will ich mich in die Messe vertiefen und nicht darüber nachdenken, was der Priester da vorne vielleicht sonst noch so treibt."
Auf die Frage, ob man denn heute noch zur Kirche gehen und die Messe besuchen will, obwohl man doch nie wissen kann, ob der Priester ein Heiliger oder ein Hundsfott ist (meine Worte, nicht die des Lehrers), erscheint mir das als eine gute Antwort.

Ich denke, wer sich durch die aktuellen Missbrauchsdebatten vom Messbesuch abhalten lässt, hat einiges missverstanden. Dort wird nicht der Priester gefeiert, und auch der Messbesucher soll keine Heiligkeitspunkte sammeln. Wir sind auch nicht da, um Bischof oder gar Papst einen Gefallen zu erweisen.

Es ist Gott, der in der Eucharistie bei uns sein will - Gott, der sich unfassbarerweise an uns verschenken will, um es sehr vereinfacht auszudrücken (denn weder will noch kann ich hier eine theologische Abhandlung über die Eucharistie schreiben).

Und dabei ist es dann tatsächlich erst einmal unwichtig, ob der jeweilige Priester außerhalb der Messfeier ein Heiliger ist oder... naja... eben nicht. Ebenso unwichtig ist es, ob er eine anspruchsvolle Predigt hält oder im copy/paste-Verfahren eine mittelmäßige Predigt aus dem Internet geklaut hat, ob er nuschelt oder mit einem schwer verständlichen Akzent spricht.

Wichtig ist, wie der Lehrer so richtig sagte, sich in die Messe selbst zu vertiefen, alle Empörungsdiskussionen auszuschalten, und damit Gottes Einladung zu folgen.

Soll das heißen, dass ich mir wünschte, die Missbräuche wären nie ans Licht gekommen, und da es nun eben doch so ist, dass sie möglichst schnell unter den Teppich gekehrt würden?

Natürlich nicht.

Natürlich müssen alle Missbräuche vollständig aufgeklärt werden, und natürlich muss wirklich alles getan werden, um sie in Zukunft schon im Ansatz zu verhindern.

Aber wer sich vom durchaus vorhandenen innerkirchlichen Schweinestall vom Besuch der Messe abhalten lässt - vielleicht sogar, um "Kirche" einen Denkzettel zu verpassen - der sollte noch einmal nachdenken. Letztendlich schadet er damit weniger "Kirche" als sich selbst.

2 Kommentare:

  1. Zustimmung.
    Ich habe tatsächlich keinen Tag auch nur überlegt, nicht zur Messe zu gehen. Wohl aber habe ich mit Grausen gedacht: Und wie oft habe ich den Leib des Herrn vielleicht aus Händen empfangen, die sich kurz vor- oder nachher an einem Kind vergangen haben? - Mich belastet dieser Gedanke durchaus. Es ist so, als hätte jemand auf die Hostie gespuckt, bevor ich sie sumiere.
    Aber es bleibt dennoch die Messe und der Herr. Soviel ist sicher.

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  2. Die hl. Messe ist für mich kein Thema in Bezug auf den Missbrauchsskandal. Ein Herzensanliegen ist mir aber im täglichen Gebet die (häufige) Priesterbeichte. Viele Priester beichten heute überhaupt nicht mehr, sagte mir gestern noch ein Priester. Sind nicht vielleicht die Hirten, die selber keinen Hirten haben die Hauptursache für den Missbrauchsskandal?

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