Heute in der Stadt verteilte ein Mann Rosen. Er ging zu einem Tisch, an dem zwei Frauen saßen, und er reichte jeder von ihnen eine Rose. Die Frauen nahmen die Blumen erfreut entgegen. Anschließend zückte der Mann eine selbstgebastelte Kladde, präsentierte einige traurige Kinderfotos und bat um Spenden. Die bekam er natürlich - frau hatte die Rosen ja schon genommen.
Ein wundervoller Spiegel der Realität bis heute:
Als Frau wird dir nichts geschenkt.In einem FB-Beitrag zum Frauentag schrieb eine Freundin von "nur noch kleineren Schwierigkeiten", die man heute als Frau noch habe. Ich weiß, dass sie trotzdem mit vielem, was ich jetzt hier schreiben werde, einer Meinung sein wird - wenn auch keineswegs mit allem - und hoffe, dass sie mir verzeihen wird, ihre Bemerkung als Aufhänger für diesen Beitrag genommen zu haben.
Auf meinen Kommentar, in dem ich auf die ungleiche Bezahlung bei gleicher Arbeit hinwies, antwortete eine andere Frau, das könne sie nicht bestätigen, und sie habe Einblick in die Gehaltslisten *blinzellächel*.
Das kann sein oder auch nicht, ich weiß es nicht. Wenn es jedoch so ist, dann arbeitet sie in einem Ausnahmeunternehmen (was ich ihr durchaus gönne), aber der Regelfall sieht anders aus.
Eine kleinere Schwierigkeit ist das nicht, denn vom aktuell niedrigeren Gehalt einmal abgesehen, von dem Frau leben muss, bedeutet dies für später auch die kleinere Rente.
Auch die vielzitierte "gläserene Decke", an die Frauen irgendwann stoßen, wenn sie sich in einem Unternehmen nach oben arbeiten wollen, ist durchaus noch Realität. Sicher, es gibt inzwischen Firmen, wo es nicht mehr so ist. Aber speziell in Familien- und Traditionsunternehmen weiß ein "Good Old Boys Club" immer noch zu verhindern, dass eine Frau diese letzte Türe durchschreitet - es sei denn, um den Kaffee zu servieren.
Und dann haben wir die Frau, die sich eine leitende Position erarbeitet hat, zumindest auf der mittleren Machtebene. Was ist der sicherste Todesstoß, den sie ihrer weiteren Karriere versetzen kann? Jawohl: Die Entscheidung, ein Kind zu bekommen.
Oh ja, alle freuen sich mit ihr, und es folgen Sätze wie "genießen Sie die Zeit mit Ihrem Kind" und "wenn Sie zurückkommen, wird alles so sein wie vorher", und die Frau geht beruhigt in ihre Auszeit als Mutter.
Ein Jahr später kehrt sie zurück. Ein guter Teil ihrer Kernfunktionen wurden auf andere - Männer - in der Leitungsebene verteilt. "Ach, wir halten das jetzt erst mal so bei - kommen Sie erst mal wieder an, und mit dem Kind sind Sie doch privat noch viel zu eingespannt, um schon wieder voll einzusteigen." Und das war's dann. Sie wird natürlich weiter ihren Posten bekleiden, auch wenn sie jetzt weit weniger "zu sagen" hat als vorher. Aber weitere Schritte auf der Karriereleiter? Die Leiter wurde eingezogen. Kein Zutritt mehr.
Aber reden wir nicht nur von Arbeit und Karriere.
Jemand, den ich eigentlich mag und dessen logischen Verstand ich bewundere, schrieb heute online zum "Frauentag". Und damit muss ich nun auch noch einen kurzen Ausflug zum Thema "Frauen in der kath. Kirche" mache, obwohl das Thema für mich an Wichtigkeit tatsächlich recht weit hinten rangiert. Egal, es muss sein:
Erst mal sei gesagt, um mit einer guten Freundin zu sprechen, dass mir noch niemand einen für mich plausiblen Grund hat nennen können, weshalb eine Frau eben nicht auch in der kath. Kirche die Priesterweihe erhalten soll. Aber wie gesagt: So wirklich mein Thema ist das nicht, schon allein deshalb, weil ich im Gegensatz zu vielen anderen nicht daran glaube, dass dies die Krise(n) unserer Kirche auch nur im Mindesten verkleinern würde. Außerdem enden diese Diskussionen - sobald man tatsächlich einmal theologische Argumente und Gegenargumente austauscht - oft mit "Johannes Paul II hat gesagt, diese Türe ist zu.". Danach hat Schweigen zu herrschen, denn damit ist das Thema natürlich als endgültig geklärt anzusehen. (Lustigerweise kommt diese Aussage zur päpstlichen Unfehlbarkeit oft von den gleichen Leuten, die den amtierenden Papst als theologischen Dummbatz sehen und auch genauso viel von seinen Aussagen halten.)
Ach je, nun habe ich mich verplappert und bin ein wenig vom Thema abgekommen. Aber ich bin eine Frau; ich darf das, denn es ist ja bekannt, dass wir wenig Logik, aber dafür viel Plapperbedürfnis haben. (Womit ich das Thema "Vorurteile" wenigstens ansatzweise gestreift verstanden sehen möchte.)
Im besagten Artikel sollte mir jedoch erklärt werden, weshalb das Frauenpriestertum für Frau und Mann nur zum Nachteil sein kann:
Der Priester sei doch ein Diener! Er lege jeden Herrschaftsanspruch radikal ab und diene der Frau!
Man kann also gar nicht von einer Karriere oder einer Machtposition sprechen.
Da sage ich doch mal mit einem männlich-kernigen Fluch auf der Zunge:
Wenn jemand Übung im Dienen hat, dann die Frauen! Und zwar seit Menschengedenken!Ja, scheiß die Wand an!
(Das gibt der Autor übrigens durchaus zu, nur fehlt ihm das Verständnis, weshalb sich das Dienen der Frau denn nicht auf das Frau- und Muttersein beschränken sollte, um so dem Priester ein Vorbild für das eigene Dienen zu bieten...)
Ach, egal - ist wie gesagt nicht mein Thema.
Und nachdem ich nun einige - oder noch mehr - Freunde und Bekannte mit diesen feministisch-anrüchigen Ansichten vergrault habe, komme ich zum eigentlichen und einzig wichtigen Punkt dieses Beitrags:
Denn tatsächlich - wenn wir ehrlich sind - ist doch alles, was ich bisher beschrieben habe, wirklich ein "Klagen auf hohem Niveu" und nicht mehr. Ja, ich gebe es gerne zu.
Brauchen wir also doch keinen Frauentag?
Falsch! Wir brauchen ihn, und sogar viel öfter als nur einmal jährlich. Wir brauchen einen Frauentag - besser: Frauentage! um wieder und wieder auf die wirklich schrecklichen Missstände aufmerksam zu machen, wenn es um das Leid von Frauen in dieser Welt geht:
- Zwangsprostitution (ja, auch und vor allem in Deutschland)Soll ich weitermachen mit meiner Aufzählung? Nein, wohl besser nicht. So reicht es schon.
- Kindsbräute (auch das nicht nur im "Orient", sondern hier, in Deutschland)
- Handel mit Mädchen und Frauen
- Versklavung von Mädchen und Frauen
- Genitalverstümmelung an Mädchen zur Förderung der "Keuchheit"
Genauer gesagt:
Es reicht! Und das schon lange!