Montag, 28. Januar 2019

Jeder Tag ist Gedenktag


















Holocaust-Gedenktag
Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus
Gedenktag für den Jahrestag der Befreiung von Auschwitz

Das war gestern, am 27. Januar.
Das ist heute.
Das muss morgen sein.
Und jeden weiteren Tag.

Das Auschwitz Album der Internetseite von Yad Vashem.

Bildern von Menschen, die aus Viehwaggons steigen, in denen sie zusammengepfercht nach Auschwitz transportiert worden sind. Waggon nach Waggon nach Waggon ist zu sehen, eine schier endlose Masse eiserner Särge auf Schienen.

Vielleicht sind einige sogar erleichtert, als sie die quälende Enge der Waggons verlassen dürfen.
"Das Schlimmste ist vorbei."
So denken sie vielleicht.

Und ahnen nicht, dass das wahre Grauen erst jetzt wirklich beginnt.

Ahnen nicht, dass nur wenige von ihnen am Abend dieses Tages noch am Leben sein werden.

Ahnen nicht, dass selbst kleine Kinder und Babies auf den Armen ihrer Mütter gleich in die Gaskammern geschickt werden.

Ich schaue auf die Bilder und in die Gesichter. Doch ich begreife es nicht.

Auf den Fotos nicht zu sehen sind die anderen: Menschen, die Tag für Tag anderen Menschen - Fremden - kurz ins Gesicht sehen, um sie anschließend mitleidlos in den Tod zu schicken.
"Unwertes Leben."
So lautet das "Urteil".  Egal, ob alt oder jung, Mann oder Frau, Kind oder das unschuldigste aller Wesen, das Baby in den Armen seiner Mutter.

Wie ist es möglich, dass sich tausende und abertausende von Menschen finden, die eine derart gnadenlose Tötungsmaschinerie erst möglich machen?

"Die Banalität des Bösen", so nennt Hannah Arendt mit ihrem Buch über den Eichmann-Prozess die Verbrechen der Nationalsozialisten. Dafür muss sie einige Kritik einstecken. Sie würde verharmlosen, ob gewollt oder ungewollt.

Ich sehe es genau umgekehrt:

Welcher Gedanke könnte beängstigender sein, als sich das Böse, die schrecklichsten Untiefen menschlicher Grausamkeit, den teilnahmslosen millionenfachen Mord, vorzustellen als etwas, das in selbstverständlichster Banalität aus der Mitte unserer Gesellschaft hervorbricht? Und das jederzeit und an jedem Ort erneut hervorbrechen kann?

Deshalb: Gegen das Vergessen!
Am 27. Januar.
Am 28. Januar.
Am 29. Januar.
Und an jedem weiteren Tag.

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