Mittwoch, 18. April 2018

Deutsche Bahn - Hilfe für Behinderte? Denkste!

Um es gleich vorweg zu schicken:

Ich werde diesen Beitrag an die Bahn schicken, auf der Facebook-Seite der Bahn teilen, an unsere Lokalredaktion weiterleiten, und ich bin froh um jeden Tipp, wer sich noch für diese Geschichte interessieren könnte. Denn:

Ich möchte, das die Behandlung behinderter Menschen bei der Deutschen Bahn öffentlich wird.

Von Anfang an:

Am Nachmittag stieg ich zwei Haltestellen vor der Endstation in den Zug, der von Köln nach Mönchengladbach fährt. Eine alte Dame saß darin, mit Koffer, Taststock und einer Plakette, die sie als sehbehindert auswies. Sie fragte mich, ob das denn wirklich der Zug nach Aachen sei.

Sie kannte sich in unserer Region nicht aus und hatte deshalb mit den Namen all der vorigen Stationen nichts anfangen können. In Köln hatte sie umsteigen müssen, aber dort sei aufgrund vieler Verspätungen ein großes Chaos gewesen. Sie habe an dem Gleis, das man ihr genannt hatte, die Bahnangestelte noch gefragt, ob das auch sicher der Zug nach Aachen sei. Diese habe das bejaht und gemeint, sie solle einsteigen.

Und nun stand die Frau also in Rheydt, einem Stadtteil von Mönchengladbach, und musste eigentlich über Aachen nach Stolberg, wo sie am Bahnhof erwartet wurde. Ihre Leute in Stolberg waren mit der Situation wohl auch überfordert und konnten nicht weiterhelfen. Ich war mit ihr ausgestiegen und wollte sehen, dass sie diesmal in den richtigen Zug einstieg. Züge nach Aachen gab es ab Rheydt, das wusste ich. Aber fuhren die auch über Stolberg? Oder musste sie umsteigen - und wenn ja: Wo?

Wie das immer so ist in solchen Situationen: Natürlich ist der Rheydter Bahnhof und seine Umgebung eines der berühmten "Funklöcher", so dass mein Smartphone keine Infos downloaden wollte. Aber ich wusste, dass sich unten im maroden Bahnhofsgebäude eine "DB Agentur" befand. Die bestand zwar nur aus einem "Kabuff" mit gläsernem Sprechfenster à la "zurück in die 1970er Jahre", aber immerhin saß ein Mensch darin, der sicher weiterhelfen konnte. Also ließ ich die alte Dame auf dem Bahnsteig zurück und versprach ihr, in ein paar Minuten mit den nötigen Informationen zurückzukommen.

Der Mensch, also die Frau - die "Dame" verkneife ich mir - schaute kurz aber desinteressiert hoch, als ich an den Schalter trat. Ich sagte, ich hätte da einen Notfall mit einer sehbehinderten älteren Dame und schilderte das Problem. Folgender Dialog entspann sich:

"Ich kann Ihnen da nicht helfen. Kann auch gerade nichts ausdrucken."

"Hören Sie, da oben steht eine fast blinde alte Dame, die nach Stolberg muss und von Ihren Leuten in Köln in den falschen Zug gesetzt wurde und deshalb jetzt hier auf dem Bahnsteig steht. Es muss doch für Sie eine Möglichkeit geben, da zu helfen!"

"Da hinten steht der Fahrkartenautomat - da können Sie ihr ja eine Verbindung ausdrucken."

"Das ist jetzt nicht ihr Ernst, oder?"

"Ich kann da nichts tun."

"Ja, danke, das sagten sie schon."

Ich ging zum Fahrkartenautomaten. Das war sinnfrei, wie mir vorher schon klar war - sicher, man kann eine Verbindung ausdrucken. Aber diese Minikärtchen geben keine Informationen zu den Umstiegen: Sie zeigen an, DASS man umsteigen muss, aber nicht WO, und sie geben auch keine Anschlusszeiten oder gar Gleisnummern. Was nutzte das? Nichts.

Frustriert ging ich zum Schalter zurück - ich wollte, dass man hier jetzt half; mit einer handfesten Information, und wenn das nicht möglich war, dann sollte die Frau eben jemanden anrufen, der helfen konnte.

Am Schalter stellte ich fest, dass - nennen wir sie einmal "Frau Hilfreich" - inzwischen das Sprechfensterchen geschlossen hatte. Sie saß zwar immer noch da und tat beschäftigt, aber mit mir reden wollte sie offensichtlich nicht mehr. Meine Nachfragen ignorierte sie.

Als ich zurück zum Bahnsteig kam, hatte sich zum Glück eine junge Dame gefunden, die mittels Tablet die Informationen aufgerufen hatte, die mein Smartphone vorher nicht hatte hergeben wollen. Wir wussten nun, welchen Zug die alte Dame nehmen und wo sie umsteigen musste. Begleiten konnten wir sie nicht - ich hoffe, sie ist inzwischen wohlbehalten angekommen.

Der Deutschen Bahn möchte ich abschließend nur noch folgenden Kommentar zurufen:

BRAVO!


1 Kommentar:

  1. Ein Beispiel für miserablen Service mindestens seitens dieser betr. DB-Mitarbeiterin. Sollten Sie unbedingt zur Beschwerde bringen mit Datum, Uhrzeit und in Ihrem Namen.
    Interessant vielleicht auch für den Fahrgastverband "Pro Bahn" sowie den WDR...?

    AntwortenLöschen