Manchmal gehört auf einen groben Klotz ein grober Keil. Das wissen wir alle, und so haben wir alle schon reagiert. Und das war dann meist auch richtig so.
Manchmal jedoch sagt einem der Instinkt: Hier ist es angeraten, sich nicht mit in die Tiefe reißen zu lassen, sondern sachlich-gelassen zu bleiben.
Da unser Herr K. seine Ansichten öffentlich und damit für jeden einsehbar bei Facebook postet, stelle ich hier den Stein des Anstoßes per Screenshot zur Verfügung:
Man muss sich das einmal in aller Ruhe auf der Zunge zergehen lassen:
Die schwedische Außenministerin schrieb über ein Treffen mit einigen EU-Staats- und Regierungschefs:
«Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Schenkel. Mein Tischnachbar begann, mich zu betatschen. Das war völlig irreal»Unser Herr K. (und einige seiner Kommentatoren waren durchaus seiner Meinung) fühlt sich anlässlich dieser Veröffentlichung bemüßigt, aus der Außenministerin eine "Tusse" zu machen und ihre Klage über das Verhalten ihres Tischnachbarn in eine Klage darüber umzumünzen, dass es bei der Hand auf dem Oberschenkel blieb. "Verständlicherweise", fügt unser Herr K. hier noch ein - um damit wohl auszudrücken, die Dame habe von ihrem Alter und/oder Aussehen her dem Tischnachbarn keine ausreichenden Anreize für weitere Aktionen geboten und reagiere mit ihrer Klage nun ihren Frust ob dieser Zurückweisung ab.
Man müsste lachen, wenn es nicht zum Weinen wäre.
Einerseits juckt es mir in den Fingern, diese Epistel des Grauens Punkt für Punkt auseinanderzunehmen, doch gleichzeitig ist mir klar, dass dieser prachtvollen Charakterdarstellung nichts mehr hinzugefügt werden muss.
Außerdem verdanke ich Herrn K. heute Abend einen unerwarteten Genuss: Ich habe mich so über ihn geärgert, dass ich versehentlich statt des 2015er Merlot einen 1986er Gran Reserva entkorkt habe, den ich eigentlich für eine besondere Gelegenheit aufbewahrt hatte. Sei's drum - das edle Tröpfchen macht auch einen ganz normalen Samstagabend zu einer besonderen Gelegenheit.
Die Herr K.s dieser Welt werden wir nicht mehr ändern und auch nicht zum Umdenken bringen. Es lohnt daher nicht, ihnen Aufregung zu schenken.
Doch was sage ich nun den anderen Männern? Landen wir wieder bei der "Nein heißt Nein, nicht Ja, und auch nicht Vielleicht"-Debatte? Dort waren wir schon so oft, und geführt hat es zu nichts.
Ich versuche es einmal anders:
Liebe Männer, ihr glaubt, wir hätten heute - zumindest hier im "Abendland" - die Gleichberechtigung erreicht, und alle Klagen, die heute noch von Frauen kämen, seien hauptsächlich "Jammern auf hohem Niveau". Auf dem Papier - dem der Gesetzestexte nämlich - ist das richtig.
Aber all die schönen Gesetze und Reden nützen nichts, wenn sich in den Köpfen gewisser "Herren" nichts verändert.
Diese "Herren" erniedrigen Frauen mit Worten und/oder Taten. Ganz bewusst. Immer wieder. Jeden Tag. Überall.
So lange jede Frau jederzeit von einer solchen Erniedrigung betroffen sein kann, so lange besteht echte Gleich-Wertigkeit zwischen Mann und Frau leider auch weiterhin nur auf dem Papier.
Und das ist traurig. Auch und vor allem für die - echten - Männer.
Ich habe die Diskussion auf FB schon verfolgt. Leider kann ich Herrn K meine Meinung mit einem Symbol hinterlassen. Schreiben darf ich nicht.
AntwortenLöschenSo gut wie Sie hätte ich es eh nicht geschafft. Hätte aber Spass gemacht ;)