Mittwoch, 29. Oktober 2014

Unsere Stadt hat ein LeseCafé - wie lange noch?

Wer kann helfen? 
Wer hat Lösungsvorschläge? 
Wer wüsste Gruppierungen/Institutionen, die hier helfend finanziell einspringen könnten?

Zur Erklärung:

Mönchengladbach hat ein LeseCafé.

Da stellen wir uns doch erst mal ganz dumm und fragen: Was ist das - ein LeseCafé?

Im Grunde könnte ich mir das ganz einfach machen und sagen:
Den Flyer mit allen Informationen zum LeseCafé findet ihr als pdf-Download HIER.

Aber dazu doch etwas mehr und in eigenen Worten:

  • Das LeseCafé ist eine Bücherei mit einem ausgesuchten und umfangreichen Angebot zu Theologie, Philosophie, Religionspädagogik, Spiritualität und vielem mehr.
  • Die entsprechende Abteilung unserer großen Stadtbücherei wurde aufgelöst. Ihre Funktion übernahm das LeseCafé.
  • Es ist die inzwischen einzige Bücherei dieser Art in ganz Mönchengladbach.
  • Das Fachpersonal (allesamt ehrenamtlich tätig) ist ein Garant für qualifizierte Beratung.
  • Beide - Bücherei und Ehrenamtler - sind Anlaufstellen für Lehrer und Schüler aus dem gesamten Stadtgebiet, für Refendare der benachbarten Studienseminare für Lehrämter, für kirchliche Mitarbeiter, für Interessierte an den o.g. Themen...
  • Das LeseCafé ist auch Anlaufstelle für alle, die sich auf einen Kaffee, auf ein Gespräch, auf ein wenig Schmökern dort wiederfinden. Es ist ein Treffpunkt geworden.
  • Nicht vergessen darf man Veranstaltungen, wie Themenabende mit Filmvorführungen auf eigens dafür eingerichteter professioneller Leinwand, Lesungen aus den Werken bestimmter Autoren, eine "E-Book"-Ausleihe wurde eingerichtet...
Das LeseCafé gehört zur Citypastoral und liegt der "CityKirche"gleich gegenüber. Kürzlich hieß es wohl noch "Macht doch mal ein wenig Werbung für euch!", so dass im Oktober in der Gemeindezeitung, ein Artikel dazu erschien - zu finden HIER.

Das klingt doch alles sehr schön. Oder? Tja, leider gibt es einen Haken:
Die besagte Werbung war gerade erschienen, als die Citypastoral die Entscheidung traf:
"Och, nö, das können wir uns leider nicht mehr leisten."
und den Mietvertrag des LeseCafés zum 31.12.2014 kündigte.

Auf der HOMEPAGE DER CITYKIRCHE findet man inzwischen den Hinweis, dass man sich zum 31.12.2014 vom LeseCafé trennt.

Man könnte jetzt natürlich hinterfragen, weshalb eine solche Entscheidung zu einer Zeit und in einer Kürze getroffen wird, die es den Verantwortlichen des LeseCafés schon allein aus zeitlichen Gründen fast unmöglich macht, noch rechtzeitig Aufschübe zu beantragen und Rettungsaktionen zu planen.

Man könnte auch fragen, welche "anderen citypastoralen Aufgaben" da wohl wichtiger waren als die doch hochrangig citypastorale Aufgabe eines niederschwelligen Angebotes für wieder/noch/erstmalig an der Kirche Interessierte? Ganz zu schweigen von der damit ersatzlos gestrichenen Anlaufstelle für all jene, die sich aus schulischen wie beruflichen Gründen hilfesuchend an die Mitarbeiter wandten.

Man könnte auch fragen, wie es denn einher geht, Räumlichkeiten wie das LeseCafé erst mit großem finanzellen Aufwand einzurichten und auszustatten - um dann nach nur wenigen Jahren das gut angenommene Projekt wieder aufzugeben.

Man könnte das alles auch als "kurzsichtig" bezeichnen.

Die Verfasserin des Artikels in der Gemeindezeitung (siehe oben) hat auf die fast zeitgleich mit dessen Erscheinen ausgesprochene Kündigung des Mietvertrages mit einer Sonderauflage reagiert:

















Aber muss man die Citypastoral und die Leute von der "Citykirche" nicht auch verstehen? Macht es nicht z.B. Sinn, sich von einem LeseCafé allein schon aufgrund der enormen räumlichen Distanz zu trennen:


Autark muss man heute sein - das gilt auch für "Kirche". In diesem Sinne war es z.B.  natürlich sinnvoll, auch in der Toilettenfrage... naja... eben autark zu werden, statt weiterhin auf das gewisse (übrigens ebenfalls behindertengerechte) Örtchen des LeseCafés gegenüber zu verweisen. Daher wurde an der Rückseite der Citykirche eine Toilettenanlage angebaut. Kostenpunkt hierfür:
€ 90.000,- (Quelle: Artikel der R.P. vom 18.06.2014)
Und wie hübsch das an der Kirchenwand ausschaut, möchte ich niemandem vorenthalten:


Ehrlich mal jetzt: ISSET NICHT SCHÖN?? Das schmückt doch die Kirche von heute enorm, gelle?

Naja, und sonst? Braucht man ein LeseCafé zum Kaffeetrinken? Nöööö, wird man da sagen, bei der Citypastoral, denn wir haben in unserer "Citykirche" inzwischen schon Mittagstisch und die Rheinische Kaffeetafel gehalten.

Gut, okay, Bücher hat man da keine, in der "Citykirche". Aber das ist schon in Ordnung, wird man sagen: Wir haben ja auch kein Fachpersonal, das sich mit den Büchern auskennen würde. Aaaaaber: dafür hatten wir schon tanzende Derwische von der DITIB-Zentrale in unserer "Citykirche" - DAS kann das LeseCafé nicht bieten!

Stimmt, das kann es nicht bieten.

Dafür aber sehr viele andere Dinge für sehr viele andere Menschen, denen mit Schließung des LeseCafés sehr viel weggenommen würde.

Tja, mit diesem Beitrag haben sich nun meine Eingangsfragen erklärt, die ich hier nun noch einmal wiederhole:

Wer kann helfen? 
Wer hat Lösungsvorschläge? 
Wer wüsste Gruppierungen/Institutionen, die hier helfend finanziell einspringen könnten?

Dienstag, 21. Oktober 2014

Probleme - wenn man keine hätte, müsste man sie erfinden.

"Wie gehts?"
"Ich kann nicht klagen."
"Ach, du Armer."

Gut, so eine Antwort würde man natürlich höchstens scherzeshalber geben, und auch dann nur, wenn man im Gegenüber ausreichend Intelligenz erwarten darf, um den eigenen Sarkasmus nicht als Perlen vor... naja, ihr wisst schon.

Aber was wären wir, ohne unsere Probleme? Langweiler. Denn wovon sollten wir ohne sie stundenlang und haarklein berichten, und worüber uns bei Facebook aufregen, oder womit unseren Blog füllen?

Und darum erkläre ich den heutigen Tag hiermit zum
TAG DER PROBLEME
Sie leben hoch! Hoch! HOCH! DREIMAL HOCH!  

Ach, und es gibt solch feine Probleme, mit denen Mensch und Menschin sich so herumschlagen:
  • Die Tierchen, Kalorien genannt, die nachts die Kleidung enger nähen. 
  • Das Wetter.
  • Freunde, von denen man/frau eines Tages feststellt, dass sie eigentlich nur Freunde sind, wenn man/frau gebraucht wird.
  • Das Wetter.
  • Zu erfahren, dass es lt. Deutscher Wirtschaftsnachrichten derzeit 386.000 Millionäre in Deutschland ist - und zu wissen, dass man/frau nie dazugehören wird.
  • Das Wetter.
  • Das Wissen "alles was ich mag, ist ungesund - alles was gesund ist, mag ich nicht" verinnerlicht zu haben.
  • Das Wetter.
  • Der gelegentlich auftauchende Gedanke "Wenn ich all das hätte, was ich eigentlich haben müsste, weil es mir zustünde, es zu haben, dann ginge es mir gut".
  • Die Firma...  der Chef...  das Wetter.
 Bestechend ist sie, die Vielfalt der Probleme. Und wer nun fragt, warum ich solche Dinge wie Erkältungen u.a. auslasse, dem sei erklärt: Frauen ignorieren sowas, Männer leiden daran. Bei beiden fällt es also nicht unter die Kategorie "Probleme".

Glücklich ist, wer einen Tag erwischt hat, an dem er seinen Problemen entgegenlachen kann wie alten Freunden, die zwar gelegentlich nerven, aber eben zum eigenen Leben dazugehören wie das Rülpsen zur Cola. Glücklicher noch, wer dies zur Grundhaltung gemacht hat.

Für alle anderen, und mir selbst, empfehle ich den Perspektivwechsel. Mir hat z.B. gestern der Blick auf ein Einzelschicksal geholfen:

Es wurde berichtet, dass ein pakistanisches Gericht das Todesurteil bestätigt hat, für eine seit 2010 (!!!) im Gefängnis sitzende Christin, Mutter von 4 Kindern, angezeigt von lieben (muslimischen) Nachbarinnen, gemäß eines in Pakistan geltenden Blasphemiegesetzes, nach dem sie Allah gelästert habe. Das Urteil wurde von im Gerichtssaal anwesenden islamischen "Geistlichen" mit Jubel aufgenommenen. Zugrunde liegt der Anzeige übrigens in Wirklichkeit ein Nachbarsstreit. Aber als Christ in islamischen Ländern bekommt das alte Sprichwort vom Frommsten,  der nicht in Frieden leben kenn, wenn es dem (muslimischen) Nachbarn nicht gefällt,  eine ganz andere "Qualität".

So, ihr Lieben, nachdem ihr mit dem Lesen des obigen Berichtes - so wie ich - eure Probleme wieder in die rechten Proportionen gesetzt habt, bleibt mir nur noch eins:

Bitte unterschreibt die Petition zur Freilassung von Asia Bibi und verhindert, dass ihre Kinder zu Waisen werden! Danke.

Freitag, 3. Oktober 2014

Demut? Ja. Aber anders..

Es wird ja in letzter Zeit viel über Demut gesprochen und, vor allem, geschrieben. Oft im Zusammenhang mit der "neuen Bescheidenheit". Aber mir spukt dazu etwas anderes im Kopf herum, etwas, das nichts mit roten Schuhen oder alten Autos zu tun hat.

Man kann ja nun nicht anders, denn als Kathole so dann und wann mit anderen Katholen zusammenzutreffen. Real. Im Internet. In Foren. Wo auch immer. Das kann schön sein, und im besten Sinne bereichernd. Und das kann Zweifel wecken. Selbstzweifel. Weil "die anderen" so zweifels-frei erscheinen.

Da sind Katholen bzw. Christen, die so fest in ihrem Glauben verankert sind, dass Zweifel unmöglich erscheinen. Diskutiert und "gestritten" (auch hier wieder: im besten Sinne) wird über alles, was mit "Gott und Welt" zu tun hat, und diese Gespräche sind großartig, und anspruchsvoll, und spirituell, und... und... und...

...und man selber wird dabei immer kleiner.

Jetzt grinse ich vor mich hin, denn ich denke an ein Gespräch, das ich vor längerer Zeit über genau dieses Thema hatte. Beim Italiener. Bei Pasta und Rotwein. Wo und wie auch sonst? Nach einer Weile kam ich drucksend darauf zu sprechen, ich käme mir wie ein Heuchler unter ihnen vor - sie seien sich ihres Glaubens alle so sicher, während ich immer wieder von Fragen und Leeren aller Art geplagt wäre und oft nicht einmal wüsste, was ich damit bei ihnen überhaupt zu suchen hätte.

Dann fragte mein Gegenüber: "Woher weißt du denn, dass es bei uns nicht ganz genauso ist?"
Ich: "Aber keiner von euch hat je so etwas erwähnt."
Antwort: "Hast du es denn erwähnt?"
Ich: "Vor euch allen? Natürlich nicht!"

Okay, ich gebs zu: Die Leitung war schon sehr lang, und es müssen gleich an mehreren Stellen Leute draufgestanden sein. Aber als ich mich das sagen hörte, ist der Groschen letztendlich doch gefallen: Natürlich haben auch alle diese "Vorzeigechristen" (nicht böse sein - es ist auch nicht böse gemeint) ihre Zeiten des Zweifels und ihre dunklen Momente. Und natürlich haben sie - genau wie ich selbst - dies nicht in großer Gruppe breitgetreten.

Es war tatsächlich eine Erleichterung, als mir das klar wurde.

Jetzt muss man fragen:
1. Warum kramt sie das jetzt heraus?
2. Warum macht sie es - nach allem, was sie gerade erklärt hat, von wegen "nicht in großer Gruppe" - eben doch hier öffentlich?

Mir ging in letzter Zeit dieses Gespräch von damals immer mal wieder im Kopf herum. Wobei ich mich fragte: Wenn diese falsche Vorstellung bei mir dieses "ich passe da nicht hin"-Gefühl ausgelöst hatte, ergeht es dann anderen vielleicht genauso?

Wirke ich abschreckend auf Suchende, auf Zweifler, auf Menschen, die sich gerade erst an den Glauben herantasten, wenn ich mich aus Selbstschutz nach außen so sicher gebe, während ich meine Zweifel und meine dunklen Zeiten (fast) nur mit mir selber ausmache?

Was wäre, wenn ich stattdessen einfach mal offen zugebe:
Ja, es gibt Zeiten, in denen ich zweifle.

Oder:
Ja, es gibt Zeiten, in denen ich in einer Kirche sitze und nur Leere empfinde, Stille und Dunkelheit.

Oder:
Ja, es gibt Zeiten, in denen ich mich frage, ob mein ganzer Glaube nicht einfach nur Wunschdenken ist, und ob mit dem Tod nicht einfach doch nur einer das Licht ausmacht, und das war es dann eben.

Wenn ich es dabei belasse, ist es sicher nicht hilfreich. Aber vielleicht indem ich zugebe, dass ich beides erfahre? Die Zeiten, wenn ich Gott in meinem Leben deutlich wahrnehme und mich dadurch unendlich reich und glücklich fühle,  ebenso wie die Zeiten,  in denen alles dunkel, kalt und leer ist,  so dass nicht mal Erinnerungen die Wand aus Zweifeln und Verlassensein überwinden können,  und in denen einem nur bleibt, weiterzumachen,  es zu durchleben, und das Vertrauen nicht zu verlieren, dass auch in der Leere ein Sinn liegt.

Ist es Demut, das zuzugeben? Sicher gibt es da eine Menge Widerspruch, und vielleicht mit Recht. Wenn ich allerdings feststelle, wie schwer es mir fällt,  dies hier aufzuschreiben, und wie viel schwerer, gleich auf "Veröffentlichen" zu klicken, dann scheint mir zumindest für meiner Einer aber doch was dran zu sein.

Ich mach' das jetzt.