Mal ganz ehrlich: Ich habe so langsam keine Lust mehr auf die Kirchen meiner Heimatstadt!
Ja, ja, die U-Boote
Gerade in den Tagen vor Weihnachten war wie jedes Jahr gern und oft die Rede von den sogenannten "U-Boot-Christen", die nur zu den großen Feiertagen in der Kirche auftauchen, um anschließend wieder in der Versenkung zu verschwinden. Verbunden natürlich mit der Klage über fast leere Kirchen zu den "normalen" Messen und Gottesdiensten im Rest des Jahres.
Mir stellt sich allerdings mehr und mehr die Frage, wie viele dieser tränenschweren Seufzer über das Fortbleiben des Kirchenvolkes wirklich ernstgenommen werden wollen. Denn auf der anderen Seite wird - zumindest hier in der Stadt - eine Menge getan, um das Kirchenvolk von den Gotteshäusern fernzuhalten.
Beispiele gefällig? Aber gerne doch!
Kirche als Mehrzweckhalle
Da haben wir z.B. unsere "CityKirche". Adventsbasar im Kirchenraum gab es dort schon seit Jahren, auch, als sie noch keine CityKirche
war. Der Verkauf fand im rückwärtigen Kirchenteil statt. Das fand ich ok.
Inzwischen weiß man, dass in
der CityKirche gerne auch mal Tapeziertische aufgestellt werden, dort, wo früher die Kirchenbänke standen, zum gemeinsamen Essen und Kaffeetrinken. Trotzdem mochte sich der nichtsahnende Kirchenbesucher schon ein wenig wundern, wenn er in diesem Jahr zum Adventsbasar Verkaufstische quer durch den ganzen Kirchenraum
aufgestellt vorfand. Mit Kaffeetrinken, Plätzchen und Wurstbroten
zwischen Amnesty-International-Bücherbasar, Fair-Trade-Waren und
Selbstgestricktem.
Der Altar als Tanzboden.
Auch das Streichorchesterlein, das mitten im
Kirchenraum "Adagio" vortrug - nein, nicht das von Barber,
sondern die Popsöngchenversion - auch das mochte ein wenig befremdlich anmuten. Aber man zuckte die Achseln und dachte sich halt seinen Teil.
Dann bemerkte man, was vorne vor sich ging. Am Altar. Direkt vor dem Altar. Unter dem Kreuz, das über dem Altar hängt.
Dort tanzten drei Dämchen in schwarzen Hängerchen eine Art Pseudoballet
zur Musik, räkelten sich teils auf dem Boden herum, wahrscheinlich im
Versuch, ihren Namen zu tanzen.
Zu Tränen gerührt.
Und ich sags noch mal: Das alles auf Höhe des Altars, unter dem Altarkreuz. Mir jedenfalls hat es die Tränen in die Augen getrieben.
Gut, das war jetzt natürlich ein sehr hartes Beispiel. Sozusagen das Nonplusultra einer gelungenen Vertreibung aus dem Gotteshaus.
Es geht auch subtiler:
Die Menschen abholen, wo sie stehen. Solange es nicht an der Bushaltestelle ist.
Dann gibt es da eine Sonntagsmesse, die immer um 10:00 Uhr stattfand. Eines Tages wurde sie vorverlegt, auf 09:30 Uhr. Aus Termingründen, wegen der zweiten zu feiernden Messe in einer Nachbargemeinde. Diese Termingründe haben sich inzwischen allerdings erledigt, denn jetzt wechselt man zwischen Messe und Wortgottesdienst ab, wobei die Wortgottesdienste sehr überwiegen. Der frühe Termin ist aber geblieben.
Nun liegt diese Kirche recht außerhalb, und noch dazu auf einer Anhöhe (ja, sowas gibt es am Niederrhein, isso). Dorthin fährt sonntags ein einziger Bus, der wenige Minuten vor 10 Uhr an der Kirche ankommt.
Ihr seht das Problem, gelle? Zumindest für alle Kirchenbesucher, die kein Auto haben, älter oder nicht so gut zu Fuß sind?
"Wegen Urlaubsvertretung geschlossen!"
Ja, und damit kommen wir zum gestrigen Tag. Ich war in Rheydt. Das gehört zu Mönchengladbach, seit der "Eingemeindung" in den 1970ern. Das war damals wie bei den GDG-Gründungen heute: Wollte keiner haben, wurde aber "von oben" aufgedrückt, und seitdem mag man sich fast noch weniger als vorher.
Dass es keine Messe geben würde, das wusste ich bereits. Na, dachte ich mir, machst du halt trotzdem mal Station. Wenn schon keine Messe, dann wenigstens Kerze und rasch mal "Tag!" sagen. 17:00 Uhr war das. Vor mir ging ein Bauarbeiter (dafür hielt ich ihn aufgrund seiner Kleidung zuerst) auf die Kirchentüre zu und blieb dort stehen:
"Hier ist jetzt zu!"
"Äh, wie bitte?"
"Wir ham Urlaubsvertretung, da machen wir um 5 zu."
Sprachs und schickte ein paar Frauen nach draußen, die noch in der Kirche gewesen waren.
Wegen Urlaubsvertretung geschlossen!
Je nun, wir brauchen halt alle unseren Weihnachtsurlaub, stimmt's? Und mal ehrlich: Was soll man denn auch während der Weihnachtsoktav in einer Kirche?
Gelle?
Samstag, 31. Dezember 2016
Sonntag, 25. Dezember 2016
Weihnachten in der Bahnhofshalle
Du hast mich zum Weinen gebracht. Nicht nur ein bisschen, sondern fast die ganze spätere Weihnachtsmesse hindurch. Weil mich dein Bild und der Gedanke an dich nicht loslassen wollen.
Mein Zug war zu früh in Neuss eingetroffen, wegen des Feiertagfahrplans, und so saß ich in der Bahnhofshalle und wartete. Du hocktest in einer Ecke auf dem Boden, mit ein paar Tüten um dich herum. Du hast nicht gebettelt, sondern uns den Rücken zugewandt, so als wolltest du die Menschen nicht sehen, für die am Heiligabend die Neusser Bahnhofshalle nur eine Durchgangsstation war. Menschen, die ein Ziel hatten, ein Zuhause, die erwartet wurden.
Ich nahm dich nur kurz wahr und spielte dann weiter mit dem Handy, um die Wartezeit totzuschlagen. Man sieht so viele Bettler in den Bahnhöfen.
Aber du hast nicht gebettelt.
Irgendwann wurde es ruhiger in der Halle. Da hast du dich herumgedreht und eine kleine Kerze aus deiner Jackentasche genommen. Du hast sie angezündet und vor dich auf den Boden gestellt. Während du auf die Kerze schautest, liefen dir ganz still die Tränen über das Gesicht.
Ich ging zu dir hinüber und fragte dich, ob ich dir etwas geben dürfte. Du hattest ja nicht gebettelt. Es wird hoffentlich für zwei oder drei Mahlzeiten reichen. Während ich vor dir hockte, erzähltest du mir, dass du die Nacht hier verbringen würdest. Hier sei es warm und trocken, und es sei sicherer als in den Obdachlosenheimen, wo man dich schon mehrmals bestohlen hatte.
Alles, was ich dir geben konnte, war etwas Geld. Dann musste ich gehen.
Und immer noch sehe ich dich weinend und einsam am Boden vor deiner Kerze sitzen.
Weihnachten in der Bahnhofshalle.
Mein Zug war zu früh in Neuss eingetroffen, wegen des Feiertagfahrplans, und so saß ich in der Bahnhofshalle und wartete. Du hocktest in einer Ecke auf dem Boden, mit ein paar Tüten um dich herum. Du hast nicht gebettelt, sondern uns den Rücken zugewandt, so als wolltest du die Menschen nicht sehen, für die am Heiligabend die Neusser Bahnhofshalle nur eine Durchgangsstation war. Menschen, die ein Ziel hatten, ein Zuhause, die erwartet wurden.
Ich nahm dich nur kurz wahr und spielte dann weiter mit dem Handy, um die Wartezeit totzuschlagen. Man sieht so viele Bettler in den Bahnhöfen.
Aber du hast nicht gebettelt.
Irgendwann wurde es ruhiger in der Halle. Da hast du dich herumgedreht und eine kleine Kerze aus deiner Jackentasche genommen. Du hast sie angezündet und vor dich auf den Boden gestellt. Während du auf die Kerze schautest, liefen dir ganz still die Tränen über das Gesicht.
Ich ging zu dir hinüber und fragte dich, ob ich dir etwas geben dürfte. Du hattest ja nicht gebettelt. Es wird hoffentlich für zwei oder drei Mahlzeiten reichen. Während ich vor dir hockte, erzähltest du mir, dass du die Nacht hier verbringen würdest. Hier sei es warm und trocken, und es sei sicherer als in den Obdachlosenheimen, wo man dich schon mehrmals bestohlen hatte.
Alles, was ich dir geben konnte, war etwas Geld. Dann musste ich gehen.
Und immer noch sehe ich dich weinend und einsam am Boden vor deiner Kerze sitzen.
Weihnachten in der Bahnhofshalle.
Samstag, 17. Dezember 2016
Der perfekte Weihnachtsstollen
Ich habe ihn für euch entdeckt und möchte ihn euch vorstellen!
Der ultimative Weihnachtsstollen, der allen, aber auch wirklich ALLEN Ansprüchen gerecht wird.
Hier ist er:
Der ultimative Weihnachtsstollen, der allen, aber auch wirklich ALLEN Ansprüchen gerecht wird.
- kein umständliches Herauspulen von Rosinen
- oder von lästigen kandierten Früchten
- fett- und zuckerfrei für alle Ernährungsbewussten
- laktosefrei für die Intoleranten
- ohne klebrigen Marzipan
- ohne Gewürze oder Aromen
- und das Beste zum Schluss: völlig VEGAN!
Hier ist er:
Montag, 12. Dezember 2016
Weihnachten
Es ist "Halbzeit" beim Blogger-Adventskalender mit diesem 12.
Beitrag, und Weihnachten nähert sich mit den Sprüngen eines
australischen Riesenkängurus.
Und ich sitze seit Tagen da und stricke. Nicht an einem Schal, sondern an einer Idee, wie und worüber ich schreiben soll.
Besinnlich-gemütlich, so wie die vielen Adventskalender, deren bunte Bilder uns die "gute, alte Zeit" von Annodunnemal zurückbringen sollen? Mag ich nicht.
Hochtheologisch, mit einer Abhandlung darüber, ob Josef als "Bauhandwerker" nicht eher Steinmetz als Zimmermann war (Diese Diskussion gibt es tatsächlich)? Will ich nicht.
Handwerklich, mit einer Bauanleitung für selbstgezogene Christbaumkerzen in Goldüberzug mit Zimtsternduft? Kann ich nicht.
Oder vielleicht mystisch-spirituell, mit Hinweisen auf die Wintersonnenwende, das Jul-Fest und den IKEA-Knut? Frei nach dem Ausspruch einer Freundin "Mit Freuden Arschloch sein"? Brauch ich nicht.
Irgendwann saß ich da und sagte halblaut vor mich hin:
"Weihnachten"
Weihnachten. Geweihte Nacht. Weihevolle Nacht.
Nein, falsch: Geweihte Nächte, müsste es heißen, und weihevolle Nächte. Denn "Weihnachten" - das Wort ist Plural! Ich habe gegooglet und herausgefunden:
Natürlich beginnt die Weihnachtszeit überhaupt erst mit Heiligabend, auch wenn das an manch einem vorübergeht, der nach Geschenken und Festessen erschöpft auf den geschmückten Tannenbaum schaut und murmelt: "Jetzt ist Weihnachten auch schon wieder vorbei", während gleich am nächsten Tag die gesamte Deko, die nach 6 Wochen wirklich niemand mehr sehen mag, in den Keller wandert.
Aber wenn wir von geweihten oder heiligen Nächten sprechen - was meinen wir dann? Es gab doch nur eine Heilige Nacht: Die, in der Jesus geboren wurde, vor Pi mal Daumen 2.000 Jahren. Seitdem feiern wir jährliche Erinnerungsfeste an diese eine Heilige Nacht.
Ist das so?
Oder haben die Menschen damals, als sie von heiligen Nächten sprachen, besser verstanden, worum es wirklich geht?
Um das weiterzudenken, muss man überlegen, was wir mit Weihnachten eigentlich feiern: Gott wurde Mensch und lebte unter uns.
"Lebte"? Vergangenheit? Hat Gott uns also wieder verlassen? War sein "Besuch" nur ein kurzer Aufenthalt, um uns mit weisen Sprüchen für unsere Facebook-Wall zu versorgen und zuletzt vom Establishment abserviert und ermordet zu werden?
Geht es bei Weihnachten also wirklich nur darum, an eine längst vergangene Heilige Nacht zu erinnern?
Nein.
Die Heilige Nacht kann jedes Jahr für jeden von uns aufs Neue geschehen, wenn wir sie, nein, wenn wir Gott in unser Herz lassen. Die erste Heilige Nacht ist keine Erinnerung, sondern ein Geschenk, das uns immer wieder neu gegeben wird: Gott kam in die Welt, und er ist noch da, um uns Menschen zu retten.
Wenn wir an Weihnachten Gott in unser Herz lassen, wenn wir seine Liebe zu uns spüren, und wenn wir seinen Auftrag annehmen, uns ihm zuzuwenden und seine Liebe in unsere heutige Welt zu tragen - dann ist Heilige Nacht.
Jetzt.
Hier.
Heute.
Weil Er da ist.
Gesegnete Weihnachten!
Morgen geht es mit dem Adventskalender hier weiter:
https://dashoerendeherz.blogspot.de/
Und ich sitze seit Tagen da und stricke. Nicht an einem Schal, sondern an einer Idee, wie und worüber ich schreiben soll.
Besinnlich-gemütlich, so wie die vielen Adventskalender, deren bunte Bilder uns die "gute, alte Zeit" von Annodunnemal zurückbringen sollen? Mag ich nicht.
Hochtheologisch, mit einer Abhandlung darüber, ob Josef als "Bauhandwerker" nicht eher Steinmetz als Zimmermann war (Diese Diskussion gibt es tatsächlich)? Will ich nicht.
Handwerklich, mit einer Bauanleitung für selbstgezogene Christbaumkerzen in Goldüberzug mit Zimtsternduft? Kann ich nicht.
Oder vielleicht mystisch-spirituell, mit Hinweisen auf die Wintersonnenwende, das Jul-Fest und den IKEA-Knut? Frei nach dem Ausspruch einer Freundin "Mit Freuden Arschloch sein"? Brauch ich nicht.
Irgendwann saß ich da und sagte halblaut vor mich hin:
"Weihnachten"
Weihnachten. Geweihte Nacht. Weihevolle Nacht.
Nein, falsch: Geweihte Nächte, müsste es heißen, und weihevolle Nächte. Denn "Weihnachten" - das Wort ist Plural! Ich habe gegooglet und herausgefunden:
mittelhochdeutsch wīhennahten, aus: ze wīhen nahten = in den heiligen Nächten
Natürlich beginnt die Weihnachtszeit überhaupt erst mit Heiligabend, auch wenn das an manch einem vorübergeht, der nach Geschenken und Festessen erschöpft auf den geschmückten Tannenbaum schaut und murmelt: "Jetzt ist Weihnachten auch schon wieder vorbei", während gleich am nächsten Tag die gesamte Deko, die nach 6 Wochen wirklich niemand mehr sehen mag, in den Keller wandert.
Aber wenn wir von geweihten oder heiligen Nächten sprechen - was meinen wir dann? Es gab doch nur eine Heilige Nacht: Die, in der Jesus geboren wurde, vor Pi mal Daumen 2.000 Jahren. Seitdem feiern wir jährliche Erinnerungsfeste an diese eine Heilige Nacht.
Ist das so?
Oder haben die Menschen damals, als sie von heiligen Nächten sprachen, besser verstanden, worum es wirklich geht?
Um das weiterzudenken, muss man überlegen, was wir mit Weihnachten eigentlich feiern: Gott wurde Mensch und lebte unter uns.
"Lebte"? Vergangenheit? Hat Gott uns also wieder verlassen? War sein "Besuch" nur ein kurzer Aufenthalt, um uns mit weisen Sprüchen für unsere Facebook-Wall zu versorgen und zuletzt vom Establishment abserviert und ermordet zu werden?
Geht es bei Weihnachten also wirklich nur darum, an eine längst vergangene Heilige Nacht zu erinnern?
Nein.
Die Heilige Nacht kann jedes Jahr für jeden von uns aufs Neue geschehen, wenn wir sie, nein, wenn wir Gott in unser Herz lassen. Die erste Heilige Nacht ist keine Erinnerung, sondern ein Geschenk, das uns immer wieder neu gegeben wird: Gott kam in die Welt, und er ist noch da, um uns Menschen zu retten.
Wenn wir an Weihnachten Gott in unser Herz lassen, wenn wir seine Liebe zu uns spüren, und wenn wir seinen Auftrag annehmen, uns ihm zuzuwenden und seine Liebe in unsere heutige Welt zu tragen - dann ist Heilige Nacht.
Jetzt.
Hier.
Heute.
Weil Er da ist.
Gesegnete Weihnachten!
Morgen geht es mit dem Adventskalender hier weiter:
https://dashoerendeherz.blogspot.de/
https://dashoerendeherz.blogspot.de/
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