Samstag, 26. April 2025

Liebe Freundin - mir geht's gut!

 


Nach einem Jahr ohne jeden Kontakt - "weil wieder ziemlich viel bei uns passiert ist", schreibst du - schickst du mir in dieser Woche via Facebook nicht nur einen Dank für mein Weihnachtsgeschenk 😁, sondern auch einen Brandbrief voller Sorge um meinen Seelenfrieden, angesichts meiner vielen politischen Posts (oder sagen wir: Anti-Trump- und Anti-Putin-Posts) in den sozialen Medien. Dir fehlt anhand meiner Posts der Mensch mit Witz und Verstand, der sein Leben genießt, und du fragst dich, ob ich denn die schönen und erfreulichen Dinge des Lebens etwa nicht mehr wahrnähme. 

Sei beruhigt: Diesem Menschen - mir - geht's gut. 

Mein Leben ist erfüllt mit kleinen und großen schönen und erfreulichen Dingen. Allerdings fand dieses Leben in den zurückliegenden 12 Monaten (und auch davor) in der Realität statt und nicht in den sozialen Medien:

Ich war mehrfach in Urlaub, mal allein, mal mit Freunden, mal bei Freunden, und habe davon großartige Eindrücke mitgenommen. Allerdings habe ich die sozialen Medien nicht mit täglichen selbstverliebt grinsenden Urlaubs-Selfies geflutet.

Ich habe mich oft mit Freunden und Kollegen im kleinen wie im größeren Kreis getroffen und habe bei diesen Gelegenheiten gutes Essen, herzliches Gelächter und teils tiefe Gespräche erleben dürfen. Allerdings habe ich es den sozialen Medien erspart, sich Fotos meiner kulinarischen Genüsse und anschließend der leergefutterten Teller ansehen zu müssen. 

Ich hatte im ausgehenden Winter sehr heftig das Coronavirus zu mir eingeladen und habe es bei allem "Elend" doch auch genossen, wie von nah und gar nicht so nah im Nachbars- und Freundeskreis sofort Hilfe und Hilfsangebote eintrudelten. Aber ich sah keinen Grund, deshalb meinen Whatsapp-Status zu ändern.

Auch fehlt mir die Lust, halbgare Weisheitssprüche zu teilen, die zum großen Teil toten Denkern zugeschrieben werden, die wahrscheinlich in ihren Gräbern dauerrotieren, darüber, welchen Mist man ihnen hier unterschiebt. 

Ebenso fehlt mir der Sinn, in den sozialen Medien Charakterstriptease zu betreiben mit Sprüchen, die stets beginnen mit "Ich bin (k)ein Mensch, der...." oder Posts zu teilen mit der Einleitung "Mal sehen, wer den Mut hat, das zu teilen" - wobei ich immer wieder überrascht bin, wie viele Leute dann doch den Mut haben, solchen Schwachsinn weiterzuverbreiten. 

Und seien wir ehrlich: Irgendwann ist es auch mal gut mit dem Posten süßer Katzenbilder.

Die sozialen Medien - allen voran Facebook - sind für mich ein Portal, meine politische Meinung darzulegen und politische Informationen zu teilen. Warum? Zwei Gründe:

Erstens habe ich viele Freunde, die wie ich politisch interessiert sind und wie ich Trump für einen selbstverlieben, ekelhaften, widerlichen, machtgeilen, geldgierigen, strunzdämlichen, schwabbeligen, flatulenzstinkenden Molch halten, der die einst bewunderten USA und mit ihr den Rest der demokratischen Welt in den Abgrund schubst. Diese Freunde sind durchaus interessiert an intelligenten Karikaturen und den neuesten Informationen aus und über die USA. 

Zweitens weiß ich von anderen Leuten in Deutschland, die bis heute unbelehrbar Trump (und mit ihm Putin) als den Heilsbringern applaudieren und sogar meinen, Putin könne gar nicht schnell genug in Deutschland aufräumen. Diesen Menschen setze ich das einzige entgegen, was ich habe: Meine Stimme und meine Tastatur. 

Wem das zu viel wird (glaube mir, liebe Freundin, das verstehe ich durchaus!), der mag tun, was auch ich manchmal bei Freunden tue, die aktuell zu sehr um ein Thema kreisen, das mich nicht interessiert: Ich sage Facebook, es soll mir von diesen Freunden in den nächsten Wochen einmal nichts mehr zeigen. 

Wer aber wissen möchte, wie es mir abseits meiner politischen Einstellung im realen Leben geht, dem kann ich nur raten: Ruf mich einfach mal an und frage, wie es mir geht. Du wärst überrascht, wie viel ich zu erzählen habe, ohne auch nur ein einziges Mal den Namen Trump zu erwähnen. 

Deine immer noch Freundin.

Sonntag, 17. September 2023

Das "Karen"-Prinzip


 Gestern bei REWE vor mir an der Kasse sagte die eine junge Frau zur anderen:

"Gleich steht bestimmt wieder so ne Karen beim Hund und beschwert sich bei mir, dass der in der Sonne warten musste." Das wäre nicht das erste Mal, fügte sie auf erstaunte Rückfrage der Freundin an.

Was ist das "Karen"-Prinzip? 

Das "Karen"-Prinzip stammt aus den USA und sollte ursprünglich einmal das weibliche Äquivalent des "weißen, alten Mannes" sein: Die gutbetuchte, weiße, ältere Frau aus den Vororten, die sich aufgrund von Hautfarbe und Herkunft berechtigt fühlt, gegenüber nicht-Weißen gewisse Vorrechte in Anspruch nehmen zu dürfen. Warum ausgerechnet "Karen"? Angeblich ist (war?) der Vorname in diesen Kreisen verbreitet.

Das Prinzip wird ausgeweitet

Mir fällt allderdings schon länger auf (bis gestern allerdings nur im englischsprachigen Raum), dass dieses Prinzip immer weiter ausgeweitet wird: In gestellten und echten Filmchen wird die (gerne ältere) weiße Frau gezeigt, die ein Recht einfordert, ein Unrecht anprangert oder eine Beschwerde nötigenfalls auch durchaus mit Nachdruck vorbringt. Und immer endet es damit, dass aus dem "Off" der Ruf "Bye bye, Karen!" oder "Shut up, Karen!" erschallt, was allgemein mit Gelächter ringsum quittiert wird. 

Zur Klarstellung: In solchen Fällen spielen unterschiedliche Hautfarben oder ethnische Hintergründe fast oder gar keine Rolle mehr. Es geht mehr und mehr nur noch GEGEN die Frau, die einen Missstand anprangert und/oder eine Beschwerde führt, die sich benachteiligt oder übervorteilt sieht und dies zum Ausdruck bringt. 

Eine neue Stufe - nun auch in Deutschland

Dass nun also auch in Deutschland eine Frau, die sich um den Hund einer Fremden sorgt, zur "Karen" wird, das ist eine neue Stufe. 

Was die junge Frau angeht: Ich habe im Hinausgehen mitbekommen, wie sie ihren Hund vor dem REWE ableinte, wo er in der prallen Sonne auf sie hatte warten müssen. Und ich habe mir das Gelände vor dem Geschäft angesehen: Es hätte durchaus Plätze im Schatten für das arme Tier gegeben. Hätte ich diese Szene eher wahrgenommen - ich wäre, zumindest in den Augen der Hundebesitzerin - durchaus selber zur "Karen" geworden. 

Was passiert da? 

In meinen Augen ist es eine weitere Form der  "Cancel-Culture":

Mische dich ein, tadele ein Fehlverhalten, benenne ein Unrecht - und du wirst zur "Karen"!

Besser, du hältst Augen und Mund geschlossen, so wie die Frau auf meinem Foto oben...

Samstag, 30. Juli 2022

DER DOM - Fotos

 Kürzlich hat meine Kamera den Kölner Dom besucht und dabei Stein und Glas fotografiert. Das Ergebnis hier: