So langsam gefällt es mir, dieses Tagebuch erstmal ohne Fotos zu führen, weil es mich dazu bringt, die Bilder im Kopf zu sortieren, statt nur die von der Kamera hier hochzuladen.
Heute bin ich dem Rat eines Freundes gefolgt und um 6 Uhr aufgestanden, um so schon zur Öffnung von St. Peter vor Ort zu sein. Das war hart, und ich hab den Typen die ganze Stunde nach dem Wecken verflucht, aber er hatte Recht: den Petersplatz und St. Peter fast allein für mich zu haben - dafür hätte es sich sogar gelohnt, NOCH früher aufzustehen. Das werde ich dieser Tage nochmal wiederholen. Und eine Sonntagsmesse an einem der Seitenaltare im Petersdom mitzufeiern - ja, das hat schon was.
Bin in einer spanischsprachigen Messe gelandet (deutsch war gerade ncht vorrätig), aber das war okay. Vielleicht meine Abbitte, weil ich gestern über die spanischen Touris hergezogen bin.Und dann das Regina caelorum zusammen mit der spanischen Nonne im Petersdom angestimmt. DAS hatte dann wirklich was!
(Übrigens sind die Einlasskontrollen in den Petersdom identisch zu den Kontrollen am Flughafen. Hatte ich nicht gedacht, aber macht leider wohl Sinn.)
Danach ging es zurück ins Hotel. Kaffee. Viel davon. Und Frühstück. Heute war es sehr schwül, also umziehen und bisschen die Klimaanlage des Zimmers genießen. Und dann, das musste einfach noch sein, zurück zum Petersplatz, zum Angelus.
Hab dann zugeschaut, wie sich der Platz bis 12 Uhr füllte, und füllte, und füllte. Von 100.000 Besuchern ist die Rede, und das glaube ich sofort. Alles wartete, simste, surfte, eine Familie spielte Karten, man unterhielt sich, der Rettungsdienst kam zum Einsatz, wenn aufgrund der Hitze ein Kreislauf zusammenbrach. Ich hatte dieses ungute Gefühl von Katzen, die vor einer Kuckucksuhr saßen und darauf warteten, dass sich das Türchen öffnete, damit der Kuckuck sie mit seinem Gesang unterhalten konnte. War das nicht nur ein "Event", etwas, das man eben "mitnehmen" muss, wenn man in Rom ist? Nach dem Motto "ich war dabei"?
Ja ja, was sind wir doch wieder abgeklärt.
Und wie faszinierend, beim Erscheinen des Papstes am Fenster zu erleben, wie ein Platz mit ca. 100.000 schwatzenden, simsenden, kartenspielenden Menschen aller Nationen und jeden Alters mucksmaeuschenstill wurde, zum Großteil mitbetete und auch während der nachfolgenden Ansprache des Papstes ruhig zuhörte, um dann in Applaus zu enden - da kam ich mir mit meinen Gedanken über die Kuckucksuhr doch arg armselig vor.
In seiner Ansprache ging es dem Papst übrigens um die Christen in Syrien, die nun von den radikalen Islamisten unter Todesdrohungen gezwungen werden, ihre syrische Heimat fluchtartig zu verlassen, und die nichts von dem, was sie besitzen, mitnehmen dürfen. Er rief zum Gebet auf, zu Frieden, und dazu, Gewalt nicht mit Gewalt zu bekämpfen. Ob es nützt?
Zum zweiten Mal an dem Tag komplett umgezogen, und dann die Engelsburg erkundet, erklommen, erlaufen und bewundert. Dafür braucht es einige Stunden, aber es ist die Zeit wert. Hierzu gibt's dann später mal Fotos.
Eine Freundin kommentierte meinen gestrigen Post und meinte, sie habe deutsche Touris oft als peinlich erlebt. Bisher kann ich da nicht meckern. Fremd schämen war nur einmal heute kurz angesagt: In der Ausstellung "I Papi della speranza" in der Engelsburg gab's nun mal auch viele Gemälde zu sehen. Vieles gefiel mir, bei einigem erkannte ich zwar das Können des Künstlers an ;-) nur lag eben der Stil nicht auf meiner Linie. Aber dann waren da Mutter und Tochter (nehme ich mal an), die sich (leider lauthals) einig waren, also, die Bilder, die seien ja scheußlich, kitschig, aber die Rahmen, also die Rahmen, die wären wirklich toll. *seufz*
Und nun sitze ich wieder beim Wein im Innenhof des Hotels und frage mich, ob ich mir den wohl für daheim einpacken lassen kann. Den Innenhof, nicht den Wein. Wein hab ich selber im Keller. Aber der Innenhof dazu, der fehlt.
Morgen früh gehts noch mal in den Vatikan, denn ich habe Tickets für eine Führung durch die vatikanischen Gärten und die Sixtinische Kapelle.
Regnen soll es, und kühler soll es auch werden. Das ist ok.
Wenn es regnet, muss ich Schuhe kaufen, denn ich hab' nur offene Schuhe mitgebracht. Sowas dummes. Die Schuhgeschäfte hab ich Freitag schon gesehen. Das war in und bei der Via del pellegrino, also da, wo ich mich auch in handgearbeitete Tasche und Gürtel verliebt hatte. Also ehrlich jetzt mal, Zufälle gibts, das glaubt man einfach nicht. Oder?
Na, mal sehen, was die Woche noch bringt.
Das ist ja wohl die genialste Ausrede einer Frau für Schkauf in Rom, die ich jemals gehört habe. :-D
AntwortenLöschenBarfüßig in die vatikanischen Gärten oder womöglich mit qietschnassen Sandalen ...? Nö, das geht nicht :-).
AntwortenLöschenGitta.
Macht Spaß, Deine quirligen Eindrücke zu lesen.
AntwortenLöschenGitta