Mittwoch, 28. Mai 2014

Die "liebe" Verwandschaft... und das "liebe" Geld... und was das alles mit Religion zu tun hat. - 1. Teil

Erst einmal erneut zu Meriam Ibrahim Ishag:
Die 27jährige hat gerade ihre Tochter zur Welt gebracht. In einem sudanesischen Gefängnis, wo sie auf ihre Hinrichtung wartet, zusammen mit ihrem 20 Monate alten Sohn. Gnädigerweise darf sie ihr Baby noch 2 Jahre stillen, ehe man sie erhängt. Die medizinischen, hygienischen und anderen Umstände, wie das Baby dort zur Welt kam, und unter denen sie und ihr Neugeborenes jetzt weiter "leben" müssen - das mag man sich gar nicht zu genau vorstellen.

Warum ist sie im Gefängnis? Wen hat sie ermordet? Die Antwort: Niemanden.

Denn das ist so: Die Mutter war Christin, und nachdem der Vater sich aus dem Staub gemacht hatte (kommt durchaus auch in Europa vor, sowas), hat die Mutter ihr Kind christlich erzogen. Und die hat dann auch einen Christen geheiratet.

Meriam, übrigens studierte Ärztin, heiratete also auch einen Christen. Ihr Mann, der an den Rollstuhl gefesselt ist, hat die sudanesische ebenso wie die US-Staatsbürgerschaft. Er ging in die USA, wollte seine Frau und Kinder nachholen. Dazu kam es nicht mehr.

Denn der verschwundene Erzeuger Meriams hatte anderswo eine neue Familie gegründet - Meriam hatte Geschwister, die sie aber nie gesehen oder getroffen hatte. Und diese liebe Familie bemerkte eines Tages "Hey, wir haben eine Schwester, die ist reich!" und fragte sich "Wie kommen wir an ihr 'Vermögen'?". Da ließ man sich einfallen, dass man die geliebte Schwester doch seit Jahren gesucht habe, und nun, wo man sie - die Muslima - gefunden hat, stellt sich heraus: Sie hat einen Christen geheiratet! Das geht doch nicht! Das muss man doch anzeigen!

Denn es ist so: Stirbt die Schwester, fällt ihr 'Vermögen' an die liebe Familie. Verlässt die Schwester das Land (was man ihr wünschen möge), fällt ihr 'Vermögen' an die liebe Familie. Wie immer es also ausgeht: Für die liebe Familie ist es eine win-win Situation.

So wird Religion missbraucht. Und ungebildete Menschen, denen eine krankhafte Hass-"Religion" gepredigt wurde, applaudieren. Und willfährige Richter findet man allerorten. Nicht nur im Sudan. Nicht erst heute.

Meriam hätte während des Prozesses "widerrufen" können - also zum muslimischen Glauben "zurückkehren" können. Das hätte ihr das Todesurteil durch Erhängen erspart. Sie hat sich geweigert. Das ist mehr als nur bewundernswert - dazu fehlen einem die Worte.

Die 100 Peitschenhiebe wären ihr trotzdem nicht erspart geblieben, denn eine Muslima, die einen Christen heiratet - das ist in den Augen der Richter kaum weniger verwerflich, als eine (angebliche) Muslima, die Christin wurde. Und ob man 100 Peitschenhiebe überleben kann...?

Können wir von hier aus etwas ändern? Ja, ich glaube... ich hoffe: Ja. Einfach, weil ich der Meinung bin, dass die sudanesische Regierung überrascht worden ist vom weltweiten Echo, das dieser barbarische Urteilsspruch erzeugt hat. Das darf nicht aufhören! Und diese "Geschichte" darf nicht von neuen Nachrichten einfach wieder verdrängt werden.

Es folgen Möglichkeiten, sich an Petitionen und Protesten zu beteiligen (bitte anklicken, wird verlinkt):
Petition an die sudanesische Botschaft
Petition SaveMeriam
Amnesty International
um nur einige zu nennen....


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen