Freitag, 23. Mai 2014

Brief an Facebook

Hallo Facebook!

Vor drei  Tagen habe ich mich vorübergehend von dir getrennt - mit einer gewissen Inkonsequenz, zugegeben, denn wie du ja weißt, habe ich dich täglich einmal besucht, weil ich auf dem Laufenden bleiben will, was meine mir liebgewordenen Bloggerfreunde so neues von sich verlinken. Ich könnte natürlich auch alle Blogs täglich abgrasen, aber so geht es einfach schneller. Du siehst: Deine positiven Seiten erkenne ich durchaus an.

Meine Frage an mich ist nun: Was macht das mit mir? ;-)

Erst mal wird es dich freuen, zu hören, dass ich noch nie so viel über dich gesprochen habe, wie in diesen letzten Tagen! Ich bin immer noch baff erstaunt, wer mich alles auf meinen "Ausstieg" anspricht, und wie vielfältig die Meinungen dazu sind. (Ja, ich geb's zu: Ich bin auch so ein klitzekleines bisschen geschmeichelt, wie viele Leute sich für das, was ich schreibe - bei dir, und jetzt im Blog - interessieren. )

Da gibt es die Leute, die dich generell und immer schon ablehnten.
Leute, die mir - nachvollziehbar - deine guten Seiten schilderten.
Andere, die selber gerade über einen Rückzug von dir nachdenken.
Wieder andere, die dich - völlig zu Recht - als hervorragende Werbeplatform sehen (Doro, falls du das liest: Ich werde euer "Cappuccino" auch außerhalb Facebooks immer weiterempfehlen. Und sobald ich mich entschließe, wieder aktiver zu werden, auch eure Tiramisù wieder "teilen".)
Eine Freundin erzählte mir vom Anruf einer Freundin, die bei dir 850 (!) Freunde hat: keiner ihrer "Freunde" habe gerade Zeit für sie, und sie würde sich soooo langweilen, und ob man sich nicht mal wieder treffen und was trinken gehen könnte?

Es war gar nicht so einfach, so ohne dich. Vor allem unterwegs habe ich bei mir einen ständig vorhandenen Impuls verspürt, dich per Smartphone zum Leben zu erwecken: Beim Warten auf den Zug z.B., oder im Café in der Sonne sitzend. Andererseits erlebe ich fasziniert, auf wie viel "Umwelt" ich durch diese ständige Daddelei mit dir verzichtet habe.

Viel stärker war und ist jedoch der Impuls, schnell mal einen Post abzusetzen:

Über den Zug, der mal wieder nicht kommt, oder über die See-through-Leggins der Frau vor mir in der Warteschlange, die wirklich keine gute Idee war, oder über die aufgeschnappte Unterhaltung beim morgendlichen Umsteige-Kaffee beim Bahnhofsbäcker, oder über den Regenguss, der nun unbedingt 5 Minuten VOR dem Erreichen der Haustüre einsetzen musste. Wir müllen dich ganz schön mit Banalitäten zu, oder? Wenn ich es mir so überlege, ist das nicht deine, sondern unsere Schuld. Okay, okay, du machst es uns auch leicht, aber trotzdem - letztlich liegt die Entscheidung bei uns.

Naja, und dass ich dann heute im Café statt des Besuches bei dir zwischendurch 4 Quizduelle simultan gespielt habe - das sagt jetzt vieeeel mehr über mich aus als über dich. (Ach, Scheiß drauf, das ist mein Blog, also erlaube ich mir zu protzen: Alle 4 Duelle als Sieger beendet.)

Ich denke, ich komme eines Tages wieder. Nicht in dem Maße wie vorher, aber irgendwann werde auch ich bei dir wieder die eine oder andere Banalität posten. Aber nicht jetzt. Im Moment möchte ich mir beweisen, dass es ohne dich geht. Und, sorry mein Alter, ich fange gerade an, es ein bisschen zu genießen.

Man sieht sich.

Heike










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