Ja, ja, ich weiß, jetzt geht gleich wieder das große Jammern und Protestieren los - die armen Familien, die nur sonntags Zeit haben, mal gemeinsam und in Ruhe einkaufen zu gehen... die Schichtarbeiter... die... Mensch, dann heult doch! Wenn euch für den Sonntag nichts besseres einfällt, als euch durch die Läden zu schieben, dann ist euch eh nicht zu helfen. Mein Mitleid habt ihr, also macht euch nicht nass.
Lustig finde ich aber folgende Argumentation:
Da weist jemand in der Debatte auf die vielen Verkäufer (ja, und auch die -innen) hin, die bei einer generellen Sonntagsöffnung nun tatsächlich keine Zeit mehr mit ihrer Familie verbringen könnten - denn sie hätten zwar an einem anderen Tag frei, aber was nütze das, solange Ehepartner und Kinder nun mal weiter ihren freien Tag am Sonntag hätten.
Als Antwort kam ein
"Die wussten aber doch, worauf sie sich bei ihrer Berufswahl einließen!"Lassen wir jetzt mal die hier lässig unter den Tisch geschleuderte Tatsache weg, dass ein Verkäuferx in Deutschland bei der Berufswahl eben NICHT davon ausgehen musste, eines Tages mit ständiger Sonntagsarbeit konfrontiert zu werden, dann haben wir hier das genaue Pendant zu einer ganz anderen Situation:
Jemand äußert sein/ihr Mitleid mit den armen Pfarrern der katholischen Kirche, die aufgrund des Zölibats zur Ehelosigkeit verdammt sind.
Und darauf erhält er/sie zur Antwort:
"Die wussten aber doch, worauf sie sich bei ihrer Berufswahl einließen!"Die Ironie an der Geschichte ist:
Es sind nun genau jene, die eben noch unserer Verkäuferin mitleidslos und auf den eigenen Vorteil bedacht ihre Berufswahl als "selber Schuld" vorgehalten hatten, die nun empört aufschreien und losfaseln von "Kirche muss aus ihren Bahnen brechen!", "überholte Traditionen", "das konnte doch keiner ahnen, "dem Zeitgeist folgen" usw. usw. usw.
Es ist eine Doppelmoral der Tolerantissima, die einfach nur zum Lachen ist.
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