Dienstag, 3. Juni 2014

"Schirmständer neben dem Firmspender"

Worauf man doch im Internet so alles aufmerksam gemacht wird - sogar auf das Pfarrblatt  des (sicherlich) beschaulichen Schweizer Örtchens Olten. Hier ist auf Seite 12 einer Maiausgabe der Kommentar des dortiges Pfarrers abgedruckt, der ankündigt, bei der anstehenden Firmung nicht den "Schirmständer neben dem Firmspender" spielen zu wollen und deshalb der Firmung fernbleiben wird. 

Meine erste Reaktion war:
Donnerwetter! Paukenschlag! Toll! Das hat gesessen! Teilen!

Meine zweite Reaktion war.
Ach, ich denke da lieber noch etwas drauf herum, ehe ich es teile. Dumme Angewohnheit, dieses Denken, aber schwer wieder abzugewöhnen.

Ja, und nun weiß ich nicht mehr:
Finde ich das nun gut, oder eben nicht, oder so "dazwischen"?

Den Frust des Pfarrers verstehe ich durchaus. Aber kommt er mir nicht auch ein bisschen "beleidigt" vor? Okay, vielleicht ist das unfair, da ich die Situation vor Ort nicht kenne.

Aber ich sehe einige Kritikpunkte, die so nicht hätten sein müssen: Er bemängelt, dass die Termine für Treffen mit den Firmlingen so lagen, dass er kaum teilnehmen konnte. Und dass keine Zeit für Beichtgespräche eingeplant worden sei. Und dass man den Firmlingen gesagt habe, alles sei freiwillig, also auch der Gottesdienstbesuch während des Jahres vor der Firmung.

Hm... Ist das nicht auch ein Zeichen für die typische Kommunikationsunfähigkeit so manches "Chefs"? Etwa so:
"Ich wollte, dass X so gemacht wird. Warum ist das nicht passiert? --- Wie, ich hätte Ihnen das sagen müssen? Das war doch klar!"

Als "Chef" darf ich durchaus "befehlen", dass etwas getan wird, und zwar so, wie ich es will. Aber deutlich machen muss ich meine dahingehenden Wünsche schon. Wenn es ihm z.B. doch wichtig war, an den Treffen mit den Firmlingen teilzunehmen, warum hat er den zuständigen Leuten nicht die klare Ansage gegeben: "Hey, das ist mir wichtig, also sprecht eure Termine mit mir ab, damit ich möglichst oft teilnehmen kann."

Aber vielleicht ist hier ein Mensch so frustriert, dass er sich einfach nur noch ins Schneckenhaus zurückziehen möchte?

Sicher ist es frustrierend, etwas sozusagen "anzubieten", das dem Anbietenden SO viel (um nicht zu sagen: Alles) bedeutet, und damit auf ein solches Desinteresse zu stoßen. Aber wenn wir in dieser Richtung weiterdenken, dann müssen wir auch die Kindstaufen abschaffen, denn den Babies auf Mutters Arm ist es herzlich gleichgültig, was der Priester da gerade mit ihnen am Taufbecken macht - und die stolzen Eltern gehören vielleicht auch zu jener Sorte, die anschließend mit ihrem Kind noch 2x in die Kirche kommen: Zur Erstkommunion und zur Firmung eben. Weil das dann ja eben alle so machen.

Ich frage mich nur halt gerade, ob der Herr Pfarrer nicht, bitte um Entschuldigung, zu kurz denkt.

Da stellen wir uns mal ganz dumm und fragen: Was ist denn nun eigentlich "Firmung"? 

Einfach geantwortet: Die Bekräftigung der Taufe durch den Firmling, und Herabrufung des Hl. Geistes auf denselben.

Alles übrigens freiwillig. Und, man mag das einfach mal erwähnen: Ein Ausstieg aus dem "Verein" oder auch ein Einstieg in einen anderen, sind auch nachher jederzeit möglich und werden nirgends auf der Erde mit Todesstrafen belegt. *räusper*

Und wenn ich jetzt mal so an meine eigene Firmung denke (lang, lang ist's her), dann wäre ich dem Herrn Pfarrer sicherlich auch nicht recht gewesen. Aber wie es eben so war: Das gehörte eben dazu, machten alle, und außerdem gab's ja vielleicht Geschenke? (Gab's nicht - meine Patin erwies sich auch bei dieser Gelegenheit, ebenso wie bei allen anderen Festlichkeiten der vorangegangenen 15 Jahre, als unsichtbarer Flop. Und meine Eltern waren halt der Meinung, der neue Pulli zur Firmung müsse nun aber reichen. Dumm gelaufen.) Viel hängengeblieben ist nicht, von damals.

Und trotzdem.... Ist es das, worum es geht? Dass alle schön vorbereitet und hübsch andächtig sind, und der Pfarrer sich gut fühlt? Schön wär's. Im Ernst jetzt. Aber wenn es denn nun eben nicht so ist - ist es dann wirklich der richtige Weg, wenn der Pfarrer den Firmlingen deutlich macht "tut doch, was ihr wollt, ich jedenfalls mag nicht mehr, und eure Firmung ist mir auch 'egal'"?

Darum würde ich dem Herrn Pfarrer eher raten wollen: Manchmal hilft es, auf den Tisch zu hauen! Aber nicht hinterher, wenn das Kind im Brunnen ersoffen ist. Sondern vorher. Setzen Sie sich mit den Verantwortlichen zusammen. Sorgen Sie dafür, dass Termine abgestimmt werden. Regen Sie an, dass man mit den Firmlingen auch mal in einer Gruppe etwas "Cooles" unternimmt.

Aber vor allem: Vertrauen Sie doch einfach darauf, dass der Hl. Geist Seine Arbeit tun wird. Eines Tages...








2 Kommentare:

  1. Ich sehe es ähnlich wie du Heike, der Pfarrer hätte vorher auf den "Tisch klopfen" sollen, sprich, seine Vorstellungen genau Formulieren. Nun ist es aber so, dass in vielen Pfarreien nicht der Pfarrer der Chef der Gemeinde ist, sondern der Diakon oder eine andere Person, wenn nun diese Person ziemlich Dominant ist, es sonst schon Spannungen gibt, weil vielleicht der Pfarrer die Liturgie richtig feiern möchte, die anderen aber eher eine Unterhaltung bieten möchten usw. dann ist Kommunikation schwierig und der Pfarrer gibt früher oder später durch eine Tat zum Ausdruck, dass er sehr, sehr unglücklich ist mit der Situation. Klar es ist traurig, dass es ausgerechnet an einer Firmung sein muss, aber wo wird der Pfarrer sonst gehört? Ich denke es ist eine verzwickte Situation. Priester die sich nicht diplomatisch durchsetzen können, haben es sehr schwierig in der heutigen Zeit.

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  2. Um im "Chef"-Bild zu bleiben:
    Jeder Chef hat die Mitarbeiter, die er verdient und zulässt.

    Wer mit dem Finger auf andere zeigt, verdrängt gern, dass vier Finger auf ihn selbst zeigen!

    Lieber Gemeindehirte (?), schon mal über eigene Täteranteile nachgedacht?

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