Samstag, 31. Dezember 2016

Will die Kirche leere Gotteshäuser?

Mal ganz ehrlich: Ich habe so langsam keine Lust mehr auf die Kirchen meiner Heimatstadt!

Ja, ja, die U-Boote

Gerade in den Tagen vor Weihnachten war wie jedes Jahr gern und oft die Rede von den sogenannten "U-Boot-Christen", die nur zu den großen Feiertagen in der Kirche auftauchen, um anschließend wieder in der Versenkung zu verschwinden. Verbunden natürlich mit der Klage über fast leere Kirchen zu den "normalen" Messen und Gottesdiensten im Rest des Jahres.

Mir stellt sich allerdings mehr und mehr die Frage, wie viele dieser tränenschweren Seufzer über das Fortbleiben des Kirchenvolkes wirklich ernstgenommen werden wollen. Denn auf der anderen Seite wird - zumindest hier in der Stadt - eine Menge getan, um das Kirchenvolk von den Gotteshäusern fernzuhalten.

Beispiele gefällig? Aber gerne doch!

Kirche als Mehrzweckhalle

Da haben wir z.B. unsere "CityKirche". Adventsbasar im Kirchenraum gab es dort schon seit Jahren, auch, als sie noch keine CityKirche war. Der Verkauf fand im rückwärtigen Kirchenteil statt. Das fand ich ok.

Inzwischen weiß man, dass in der CityKirche gerne auch mal Tapeziertische aufgestellt werden, dort, wo früher die Kirchenbänke standen, zum gemeinsamen Essen und Kaffeetrinken. Trotzdem mochte sich der nichtsahnende Kirchenbesucher schon ein wenig wundern, wenn er in diesem Jahr zum Adventsbasar Verkaufstische quer durch den ganzen Kirchenraum aufgestellt vorfand. Mit Kaffeetrinken, Plätzchen und Wurstbroten zwischen Amnesty-International-Bücherbasar, Fair-Trade-Waren und Selbstgestricktem.

Der Altar als Tanzboden.


Auch das Streichorchesterlein, das mitten im Kirchenraum "Adagio" vortrug - nein, nicht das von Barber, sondern die Popsöngchenversion - auch das mochte ein wenig befremdlich anmuten. Aber man zuckte die Achseln und dachte sich halt seinen Teil. 

Dann bemerkte man, was vorne vor sich ging. Am Altar. Direkt vor dem Altar. Unter dem Kreuz, das über dem Altar hängt.


Dort tanzten drei Dämchen in schwarzen Hängerchen eine Art Pseudoballet zur Musik, räkelten sich teils auf dem Boden herum, wahrscheinlich im Versuch, ihren Namen zu tanzen. 


Zu Tränen gerührt.


Und ich sags noch mal: Das alles auf Höhe des Altars, unter dem Altarkreuz. Mir jedenfalls hat es die Tränen in die Augen getrieben.

Gut, das war jetzt natürlich ein sehr hartes Beispiel. Sozusagen das Nonplusultra einer gelungenen Vertreibung aus dem Gotteshaus.

Es geht auch subtiler:

Die Menschen abholen, wo sie stehen. Solange es nicht an der Bushaltestelle ist.


Dann gibt es da eine Sonntagsmesse, die immer um 10:00 Uhr stattfand. Eines Tages wurde sie vorverlegt, auf 09:30 Uhr. Aus Termingründen, wegen der zweiten zu feiernden Messe in einer Nachbargemeinde. Diese Termingründe haben sich inzwischen allerdings erledigt, denn jetzt wechselt man zwischen Messe und Wortgottesdienst ab, wobei die Wortgottesdienste sehr überwiegen. Der frühe Termin ist aber geblieben. 

Nun liegt diese Kirche recht außerhalb, und noch dazu auf einer Anhöhe (ja, sowas gibt es am Niederrhein, isso). Dorthin fährt sonntags ein einziger Bus, der wenige Minuten vor 10 Uhr an der Kirche ankommt.

Ihr seht das Problem, gelle? Zumindest für alle Kirchenbesucher, die kein Auto haben, älter oder  nicht so gut zu Fuß sind?


"Wegen Urlaubsvertretung geschlossen!"

Ja, und damit kommen wir zum gestrigen Tag. Ich war in Rheydt. Das gehört zu Mönchengladbach,  seit der "Eingemeindung" in den 1970ern. Das war damals wie bei den GDG-Gründungen heute: Wollte keiner haben, wurde aber "von oben" aufgedrückt, und seitdem mag man sich fast noch weniger als vorher.

Dass es keine Messe geben würde, das wusste ich bereits. Na, dachte ich mir, machst du halt trotzdem mal Station. Wenn schon keine Messe, dann wenigstens Kerze und rasch mal "Tag!" sagen. 17:00 Uhr war das. Vor mir ging ein Bauarbeiter (dafür hielt ich ihn aufgrund seiner Kleidung zuerst) auf die Kirchentüre zu und blieb dort stehen:

"Hier ist jetzt zu!"

"Äh, wie bitte?"

"Wir ham Urlaubsvertretung, da machen wir um 5 zu."


Sprachs und schickte ein paar Frauen nach draußen, die noch in der Kirche gewesen waren.


Wegen Urlaubsvertretung geschlossen! 

Je nun, wir brauchen halt alle unseren Weihnachtsurlaub, stimmt's? Und mal ehrlich: Was soll man denn auch während der Weihnachtsoktav in einer Kirche? 

Gelle?

1 Kommentar:

  1. "Will die Kirche leere Gotteshäuser?"

    Aber klar doch. Die letzten 50 Jahre hierzulande waren geprägt davon, die Messbesucher aus den Gotteshäusern zu vergraulen. Warum? Keine Ahnung! Lustig finde ich die nachts beleuchteten Gotteshäuser. Wenn eh keiner mehr geht, dann strahlen wir die Gebäude wenigstens an. Damit sich beim jüngsten Gericht keiner rausreden kann, er hätte die Kirche nicht gefunden.

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