Tja, da hatte das römische Unwetter gestern noch unschöne Auswirkungen: der Flug, der meine südafrikanische Freundin nach Paris bringen sollte, von wo sie Richtung Johannesburg weiterfliegen musste, startete mit fast drei Stunden Verspätung. Fazit: Anschlussflug weg, der nächste Flug 24 Stunden später, und Übernachtung in Paris. Was man da vom IBIS als der von der Fluglinie wohl billigsten gebuchten Hotelvariante für die gestrandeten Reisenden hört - na, darauf darf die Accor-Hotelgruppe nicht stolz sein. Nur ein Beispiel: für die Selbstverständlichkeit, das Gepäck bereits ausgecheckter Gäste noch einige Stunden aufzubewahren, verlangt das IBIS eine Gebühr von 7 Euro. Und das, obwohl es sich beim Gepäck meiner Freundin nur um ein kleines Handgepäck handelte.
Nein, IBIS, das war kein Meisterstück!
Im ersten Teil hatte ich ja u.a. den Touristentrubel am Info-Treff in Wien erwähnt.
Nun ist der Tourist an sich ja ein ganz harmloses Wesen. Erreicht seine Zahl aber eine kritische Masse, wird er zu einer wahren Qual und Plage. Ich spreche natürlich von den Reisegruppen, Ausflugsgruppen, Tagestourgruppen, Stadtführungsgruppen, die sich stets dadurch auszeichnen, sich wie eine Flutwelle ("tidal wave" - so nennt sie meine Freundin in Südafrika) durch die Straßen zu arbeiten und dabei alles und jeden gnadenlos niederzuwalzen, der nicht schnell genug das Weite suchen konnte.
Immer angeführt von einem Menschen, der anhand eines ständig in die Höhe gereckten bunten Schirms oder Fähnchens versucht, seine Schäfchen beieinander zu halten, zeichnet sich seine Gefolgschaft stets durch einen leicht glasigen Blick und den schlurfenden Gang aus, mit dem es ohne Halt, und ohne Punkt und Komma in den Ausführungen des Stadtführers, an den touristischen Sehenswürdigkeiten vorbei geht. Sie lauschen den Ausführungen des Experten mit gebührendem Respekt - na gut, zumindest jene, die nicht zu beschäftigt damit sind, zu filmen, wie sich ihr eigenes Gesicht dümmlich lächelnd durch die Straßen einer fremden Stadt bewegt. Ob dieser Respekt immer so angebracht ist, mag dahingestellt sein. Vor einigen Tagen hörte ich, wie ein Stadtführer in Rom seiner Gruppe vom Karneval erzählte. Die Bedeutung des Wortes hatte er ja immerhin noch richtig getroffen, allerdings erklärte er dann, der Karneval fände vor der Heiligen Woche statt. Gut, vom zeitlichen Ablauf her nicht ganz falsch - und die ganze Fasterei dazwischen braucht heute wohl eh niemand mehr.
Es ist ein Zuviel geworden an diesen Gruppen. Die Menge "normaler" Touristen ist zu verkraften, sogar an den touristisch bedeutsamsten Orten dieser Welt. Aber Zahl und Größe der "Flutwellen" wachsen sich zu einer entsetzlichen Plage aus.
Wie haben während dieses Urlaubs einmal an einer solchen Flutwelle teilgenommen, also kann ich nun auch der anderen Perspektive heraus auf diese Gruppen schauen. Eine Bustour, ein Tag lang. Es war gut organisiert, und wir haben durchaus viel gesehen (davon wird noch zu erzählen sein). Aber ist das nicht gerade der verhängnisvolle Fehler? Das "viel sehen" über alles andere zu setzen, um nur ja nach meinem Urlaub aufzählen zu können, wo ich gewesen bin, was ich gesehen habe? Lieber nehme ich in Kauf, gehetzt an den Schönheiten einer Gegend vorbeizulaufen, schnell ein paar Fotos, rechts, links, oben, und da hinten ist der Souvenirladen, dafür bleiben 5 Minuten, und dann weiter, weiter, immer weiter.
Ja, die Urlaubsreise soll neuen Eindrücken und Erfahrungen gewidmet sein. Aber für mich persönlich ziehe ich eine Reise an nur einen, vielleicht zwei Orte vor. Ich möchte dort jeweils einige Tage bleiben. Sie auf eigene Faust erkunden. Mich nach Strich und Faden verlaufen und dabei in den merkwürdigsten Hinterhöfen landen. Mich einfach zwei Stunden ins Café oder die Teestube setzen, entspannen und die Leute beobachten.
Man nimmt ja so einiges mit von einer Urlaubsreise, und ich diesmal auch eine etwas hartnäckige Erkältung. Tja, man kann das Schicksal auch unnötig herausfordern. Beim Packen hatte ich die Erkältungs- und Hustenmittel noch in der Hand, um sie dann wegzulegen. Erkältung im Urlaub! Ich doch nicht! Aber das Wechselwetter der ersten Tage, warm, Regen, schwül, Regen, sonnig, windig... das kam dann einfach nicht so gut. Und ich musste feststellen, dass es meine erprobten Mittel zwar durchaus in südafrikanischen, aber keinesfalls in italienischen Apotheken gibt.
Nun, morgen geht es nach Hause, und wenn ich mir meinen Kofferinhalt so ansehe, ist das auch gut so. Entweder bekomme ich jetzt bald Zugang zum Inhalt meines heimischen Kleiderschrankes, oder ich muss mir hier einen Waschsalon suchen.
Im nächsten Teil wird dann von besagter Bustour zu erzählen sein, vom Frühstück im Hotel, von einer Bootstour, und vom Verirrungsfaktor florentinischer Straßen.
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