Mein Blog ist schweigsam geworden in letzter Zeit. Wie ein anderer Blogger kürzlich bemerkte: Man ist resigniert. Lethargisch. Warom bloggen? Warum anschreiben gegen die Gleichgültigkeit, die Unvernunft, das Nicht-wissen-wollen, und gegen den um sich greifenden Pöbel des Internets und der Offline-Gesellschaft?
Stattdessen: Schweigen. Verstummen vor der gefühlten Sinnlosigkeit.
Ein Thema taucht auf, das mich berührt, eine Nachricht, die schockiert. Erster Impuls: Darüber schreiben. Dann der Gedanke: "Wozu?" Die meiner Meinung sind, werden mir applaudieren. Brauche ich das? Nein. Die nicht hören wollen, werden weiterhin weghören, die Pöbler weiter pöbeln, die Hasser weiter hassen, die Unrefektierten weiter ohne Nachdenken ihren geistigen Bodensatz verteidigen. Also lass' ich es.
Lethargie. Sinnverlust.
Passend zur Karwoche.
Nein, nicht der Karwoche im Hier und Jetzt. Wen in Deutschland, bis auf ein kleines Grüppchen Glaubensbekloppter, kümmert es denn, dass wir uns in jener Jahreszeit befinden, welche die Kirche als "Karwoche" bezeichnet? Kommt schon, Leute, ehrlich mal: Es ist der Endspurt vor Ostern, die letzten Arbeitstage vor dem langen Wochenende oder der Urlaubswoche, vor dem Ausschlafen und dem ausgiebigen Schlemmen im Restaurant an Karfreitag, oder vielleicht beschert uns der Wettergott zum Freitag sogar schon Grillwetter!
Eigentlich auch heute: Lethargie. Sinnverlust. Anders halt.
Aber damals, vor rund 2.000 Jahren: Der ultimative Sinnverlust:
Da ist er, der König, der Messias, der große Prophet, Christus, Sohn Gottes. Ihm und an ihn haben sie geglaubt. Und sich um ihn geschart. Und nun? Verraten und verkauft, von einem kleinen Statthalter verurteilt. Geschlagen, bespuckt, verspottet, ein elender Anblick, wie er da durch die Stadt getrieben wird, um gekreuzigt zu werden. Und er stirbt. Kann sich selbst nicht helfen, dieser angebliche Messias. Wird begraben. Da habt ihr euren großen König, ihr Idioten. Und jetzt geht nach Hause und haltet das Maul!
Und sie gehen nach Hause. Sitzen da. Traurig und ängstlich. Und stumm. Alles, woran sie geglaubt und worauf sie vertraut haben, hat sich als Irrtum erwiesen.
Lethargie. Sinnverlust.
Hier müsste die Geschichte enden. Bis hierher ist sie logisch nachvollziehbar. Falschen Propheten begegnen wir doch bis heute immer wieder.
Aber die Geschichte geht weiter. Spricht von Frauen, die ein leeres Grab finden, von Engeln, von Begegnungen mit einem auferstandenen Jesus.
Ammenmärchen! Erzählt mir doch nichts! Wer soll das denn glauben!
Und doch. Seltsam ist es schon. Plötzlich war die Lethargie gebrochen, der Sinn wiedergefunden. Die Ängstlichen und Enttäuschten, die traurig Verstummten - sie zogen in die Welt und verbreiteten eine Geschichte. Obwohl sie dafür alles andere als fürstliche Entlohnung zu erwarten hatten.
Allen Anfeindungen zum Trotz.
Kaum zu glauben.
Oder?
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