Dienstag, 26. April 2016

Alles mega, oder was?

Fast möchte ich eine Schweigeminute ausrufen - betrauern wir die Verschiedene; ihr Verfall geschah schleichend, und niemanden hat es gekümmert.

Eben hörte ich, wie eine junge Frau, vielleicht 18, einem Freund von ihrer Reise nach Südafrika erzählte. Sie erzählte von der Fahrt ans Kap, von ihrer Übernachtung in einem Wildtierreservat, von ihrer ersten Begegnung mit Giraffen, von der Landschaft und von vielem mehr.

Alles war mega. Megatoll. Total mega. Megageil. Absolut mega. Ein anderes Adjektiv stand dieser jungen Frau nicht zur Verfügung. Und damit ist sie nicht allein.

Ist es nicht zum Weinen?

Beeindruckend. Wundervoll/wunderbar. Himmlisch. Herrlich. Faszinierend. Bezaubernd/zauberhaft. Außergewöhnlich. Sagenhaft. Fantastisch. Großartig. Atemberaubend. Magisch. Ergreifend. Gigantisch. Traumhaft. Prachtvoll.

Und das sind nur jene Adjektive, die mir gerade spontan und ohne großes Nachdenken in den Sinn kommen.

Mir ist gerade danach, unsere Sprache - oder das, was noch davon übrig ist - zu betrauern.


2 Kommentare:

  1. Eine interessante Sprachübung ist, etwas ganz ohne Adjektive zu beschreiben. Die Giraffen, die ihre Lippen schürzen und auf die Touristen herabblicken, an den Jeeps der Safariparks vorbeistaksen und die bewundernden Rufe zur Kenntnis nehmen wie Fliegengesumm.

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  2. Ich hatte Spaß an unserer Jugendsprache: z.B. DbddhkPsav. Übersetzung: Doof, bleibt doof, da helfen keine Pillen. Selbst Asperin versagt.

    Mir scheint, inzwischen haben Jugendsprache, denglisch. SMS... die die Sprache der "Dichter und Denker" komplett ersetzt. Wie Archäologen heute den Theologen das Glauben beibringen, wäre es vielleicht ratsam - besonders in älteren Texten - schöne und sinnvolle Wörter wieder auszugraben.

    Ob das zur "guten Hoffnung" werden kann für eine (Wieder-) Geburt des Menschen als Mann und Frau und "Krone der Schöpfung" weiß ich nicht. Aber die uns gebotene geistige Schonkost ist wirklich manchmal zum Erbrechen.

    Als Norbert Blüm die Laudatio für den neuen Träger des "Ordens wider den tierischen Ernst" hielt,
    fand ich damals den Refrain schon geradezu prophetisch: " Der Schreiner setzt den Hobel an und hobelt alles gleich!" Inzwischen scheinen mir auch die neuen Ordensträger gleich gehobelt zu sein und die Fernsehsendung nicht mehr empfehlenswert.

    Fehlen darf jetzt nicht das Pflicht-Aber: "Früher war aber alles besser!" von dem ich mich distanzieren will und muss. Schließlich gehört Heike mit ihrer Kritik eher der jüngeren Generation an. Und die nun langsam aussterbenden Alt -'68er sind gewiss kein leuchtendes Vorbild.

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