Samstag, 30. August 2014

Traurige Einblicke

in die Zustände innerhalb unserer GdG bietet die Septemberausgabe des Pfarrbriefes. Man muss es sich auf der Zunge zergehen lassen:

Auf eine gute und nachvollziehbare Erklärung des Pfarrers, dass und weshalb er dem Wunsch nach Wortgottesdiensten mit Kommunionausteilung nur unter großen Bedenken entsprochen hat, folgen gleich drei (!) Beiträge von Gemeindemitgliedern bzw. -gruppen, die auf die Erklärungen des Pfarrers zwar mit keinem Wort eingehen (vielleicht fehlte ihnen als Laien hierzu auch schlicht das rechte Verständnis und/oder die Zeit, sich mit den Hintergründen jener Materie auseinanderzusetzen, an der federführend mitzuwirken sie hier so vehement durchzusetzen versuchen), aber die stattdessen sich und ihre Dienste sozusagen als "alternativlos" für das Überleben der Kirche positionieren. Die vorangestellte Erklärung des Pfarrers wurde durch diese drei Beiträge zu einer Nebensache deklariert, die man sich zwar anhören kann, aber anschließend nicht weiter beachten muss. 

Braucht man überhaupt noch einen Pfarrer? Schon im zweiten Satz des ersten Artikels werden die Zulassungsbedingungen zum Weiheamt moniert. Recht geschickt geht man auf das Thema aber nicht weiter ein, sondern lässt es mit "das sind eigene Themen" im Raum stehen. Der Leser weiß ohnehin, welchen Teil er sich hier zu denken hat.

Aber wir wollen nicht gleich unterstellen, das allein müsse schon bedeuten, dass man unter den hiesigen Laien gerne gleich ganz auf den Herrn Pfarrer verzichten würde. Beim Schützenfest macht es doch was her, wenn man noch einen Pfarrer vorweisen kann. Und so eine Hochzeit mit Haute-Volée und Pfarrer sieht doch auch anders aus, später, im Fotoalbum, als hätte Tante Marlene die Zeremonie gehalten. Und überhaupt - so lange er tut, was man will und ansonsten gute Miene zu den Spielchen seiner Hammel... äh... Schäfchen macht, ist ja auch alles gut.

Ja, ja, ich geb's zu: Ich reg' mich gerade auf. Sorry.  Ich rufe mich hiermit zur Ordnung und werde sachlich. Es ist an der Zeit, erst einmal aufzudröseln, worum es eigentlich geht.

Dem Pfarrer war der Wunsch (nennen wir es freundlicherweise mal so) zugetragen worden, die in den einzelnen Gemeinden seiner GdG stattfindenden Wortgottesdienste samt und sonders mit Kommunionausteilung zu erlauben. Das wollte er eigentlich nicht so gerne. Weil er nämlich findet, solange in seinen Gemeinden am Wochenende immer auch eine "richtige" Hl. Messe angeboten wird, könnten die Leute doch bitteschön auch ihrer Sonntagspflicht nachkommen. Und weil er findet, dass so ein Wortgottesdienst eben genau das ist: Die Verkündigung vom Wort Gottes, das keine Aufwertung durch eine Kommunionausteilung benötige, da genau dies ja aussagen würde, Gottes Wort habe eine solche Aufwertung nötig. Und außerdem, sagt er, und hier zitiere ich, weil ich das selber nie so gut formulieren könnte:
Der wichtigste der angesprochenen Gründe ist die Hineinnahme der versammelten, feiernden Gemeinde in den Leib Christi im Geschehen der Wandlung während der Eucharistiefeier, die gerade aus diesem Grund die Mitte der gemeindlichen Versammlung am Wochenende ist. Diese Hineinnahme der Gemeinde kann naturgemäß in einem Wortgottesdienst, in dem keine Wandlung der Gaben stattfindet, nicht geschehen, und es bedeutet auch keine Herabwürdigung von Wortgottesdiensten, dies sachlich festzustellen.
Oh, ja, und nicht zu vergessen, weist er auch noch darauf hin, dass er hier keine Eigenmeinung vertritt, sondern dass auch die Deutsche Bischofskonferenz seit ca. 15 Jahren  bemüht ist, Wortgottesdienste mit Kommunionausteilung durch reine Wortgottesdienste zu ersetzen.

Nun, im letzten Abschnitt seiner Erklärung finden wir, dass er diesem Sonderweg trotzdem zugestimmt hat (man mag sich den Druck vorstellen, den diverse Gruppen dort ausgeübt haben), allerdings mit der Einschränkung, man könne dauerhaft die diesbezüglichen Weisungen nicht ignorieren.

Soweit der Pfarrer.
(Nachzulesen auf den unten nachfolgenden abfotografierten Seiten des Pfarrbriefs, der bisher leider noch nicht online steht. Die Seiten können durch Anklicken vergrößert werden. Verlinkung wird folgen.)

Gut, da wollten also eine Menge Leute ihren Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung behalten bzw. ausweiten. Warum?

Weil die Termine bzw. Zeiten der Hl. Messe immer irgendwie 'doof' liegen und man eigentlich gerade dann schon besseres vorhatte? Najaaaaaa, das mag ja für einige Leute stimmen. Aber damit allein einen solchen Druck sowie drei (!) Gegenartikel zu erklären, fällt mir schwer.

Eine der Ursachen scheint mir ein sehr verbreitetes und trauriges Problem zu sein: Es fehlt heute vielfach das Verständnis (so wie auch der Wille, sich um dieses Verständnis zu bemühen) für das, was in einer Hl. Messe während der Eucharistiefeier "geschieht", und dafür, dass keine noch so feierliche einfache Kommunionausteilung während eines anderen Gottesdienstes hierfür je Ersatz sein kann. Und je normaler und häufiger die Wortgottesdienste mit Kommunionausteilung in den Kirchen werden, desto mehr wird sich im "Kirchenvolk" das Wissen darüber zersetzen, worum sie betrogen werden bzw. sich selbst betrügen, wenn sie die Einzigartigkeit einer Eucharistiefeier nicht mehr zu erkennen vermögen, weil ihnen eine "Gleichwertigkeit" zur simplen Kommunionausteilung vorgegaukelt wird.

Oder einfacher gesagt: Wenn ich nicht weiß, dass ich etwas verloren habe, werde ich dem auch nicht nachtrauern.

Und was ist mit den Schreibern der drei Beiträge, also mit den "Wortgottesdienstleitern und -leiterinnen" (nö, nicht meine Wortgetümschöpfung, sondern Selbstbeschreibung selbiger)?

Najaaaaa, sagen wir mal ganz vorsichtig sooooo: Man fühlt sich wichtig, und man möchte sich dieses Gefühl (mehr ist es ja in Wahrheit nicht) nicht mehr nehmen lassen.

Schauen wir uns abschließend doch die Beiträge der "Wortgottessdienstleiter und -leiterinnen" noch kurz an.

Erst einmal wird darauf hingewiesen, natürlich stelle man die Bedeutung der Eucharistie nicht in Frage. Fein. Dann darf man allerdings fragen, weshalb darauf bestanden wird, einen Wortgottesdienst mit Kommunionausteilung anzubieten, während am gleichen Wochenende auch eine Eucharistiefeier gehalten wird, so dass diese quasi in Konkurrenz mit der reinen Kommunionausteilung steht.

Fragen muss man dürfen.

Ferner wird bemerkt, und ich zitiere:
Wenn sich eine Gemeinde zur Wortgottesfeier trifft, sich unter das Wort Gottes stellt, sich ihm stellt und sich in Dank, Bitte und Lob mit Gott und untereinander verbunden weiß, ist das ein durchaus dynamisches Geschehen.
Man darf nun wiederum fragen, weshalb Gottes Wort nicht als ausreichend erachtet wird, sondern es augenscheinlich nur noch zusammen mit einer Kommunionausteilung eine Daseinsberechtigung hat.

Fragen muss man dürfen.

Dann wird es allerdings richtig spannend (ernsthaft): Als Rechtfertigung der WoGoKos (= Wortgottesdienste mit Kommunionausteilung; der Einfachheit halber) wird man zum Propheten: Man "nimmt einen Blick in die Zukunft" und man "sieht" die "Schreckenszenarien", gemäß derer es in 10-15 Jahren nur noch zwei Pfarrkirchen mit sonntäglicher Eucharistiefeier geben wird, so dass die schon heute bewährte Tradition der WoGoKos ein wahrer Segen ist und sein wird.

Nun darf man fragen: Segen? Oder Fluch? Ursache? Oder Auslöser? Sollten sich die WoGoKos so ausbreiten, wie hier gerade zu erleben, dann ist allerdings damit zu rechnen, dass wir in 10-15 Jahren die Eucharistiefeier nur noch einem kleinen Kreis anbieten müssen - denn das Gros der Kirchgänger wird den Besuch des WoGoKos für die vollständige Erfüllung seiner Sonntagspflicht halten.

Und man darf fragen: Müssen wir wirklich heute WoGoKos abhalten, trotz gleichzeitig vorhandener Eucharistiefeiern, weil es diese Eucharistiefeier "in unserer Nähe" in 10-15 Jahren vielleicht nicht mehr geben wird?

Schließlich wusste schon Professor McGonnagall: "Wahrsagen ist einer der ungenauesten Zweige der Magie." (Ob man den WoGoKo-Befürwortern vielleicht empfehlen sollte, statt der neuesten Verlautbarungen von WisiKi lieber einmal Harry Potter zu lesen? Ich meine - schaden kann's ja nicht, oder?)

Fragen muss man dürfen.

Ach ja, im zweiten Beitrag dann gleich noch die Werbetrommel: Es wird noch Verstärkung des Teams der "Wortgottesdienstleiter und -leiterinnen" gesucht. Wer eine entsprechende "Schulung" mitmachen möchte, ist eingeladen... Man darf sich fragen - ohne böse Hintergedanken - weshalb der Begriff "Schulung" sogar vom Team selbst in Anführungszeichen gesetzt wird. Bei Wikipedia heißt es über Anführungszeichen

Anführungszeichen können außerdem verwendet werden, um Wörter, Wortgruppen und Teile eines Textes oder Wortes hervorzuheben, zu denen man Stellung nehmen möchte, über die man eine Aussage machen will oder von deren Verwendung man sich – etwa ironisch oder durch die Unterlegung eines anderen Sinns – distanzieren möchte.
Ein Schuft, wer böses dabei denkt. Aber fragen muss man dürfen.






1 Kommentar:

  1. Das in der Zukunft mögliche Szenario "Kaum noch Pfarrer, weit auseinanderliegende Kirchen, Gegenden, in die nur alle zwei Monate ein Pfarrer kommen kann" wird, wenn es denn eintrifft, WoGoKo (Dank für dies Wort) sinnvoll machen. Aber, wie Du sagst: Erst dann, nicht jetzt.
    Volle Zustimmung und Dank für die sprachlich wundervolle Art, sich aufzuregen. Fast möcht ich Dir zurufen: Reg Dich öfter mal auf, ich les das gern!

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