...und der Schuldige ist... taaaadaaaa!...
Ach so, nee, jetzt fällt mir das auf: Schuld ist eigentlich niemand an dem Schlamassel:
Die Schützenbruderschaft ist einfach jahrelang nicht auf den Gedanken gekommen, ein Türke könnte Moslem sein.
Der muslimische Schützenbruder hat jahrelang gar nicht gemerkt, dass er Mitglied in einem rein katholischen Club geworden ist - er wollte sich doch nur integrieren.
Und die Katholiken vor Ort haben sowieso schon mal gleich gar kein Problem mit dem muslimischen Schützenkönig.
Nachzulesen ist das z.B. hier:
Rheinische Post
Der Rheinländer (also auch ich) ist ja für seine manchmal flapsige Wortwahl bekannt, und darum erlaube ich mir jetzt auch hier die typisch rheinländisch-gefärbte Fragestellung:
"Samma, simma eigentlich bekloppt?" (Übersetzung: "Sagt mal, sind wir eigentlich verrückt?")Das ist doch nun mal so:
Eine Schützenbruderschaft ist nun mal ein rein christliches (um nicht zu sagen katholisches) Ding. Isso. Muss ja nicht jedem gefallen, aber ist trotzdem so. Bei uns z.B. hat sich die Schützenbruderschaft das Motto "Glaube, Sitte, Heimat" auf die Fahne geschrieben (buchstäblich). Es geht nun mal größtenteils (jedenfalls offiziell - vom allgemeinen Bierkonsum wollten wir jetzt mal nicht reden) um die Bewahrung von Brauchtum (christl./kath.) und Glaube (christl./kath.).
Da stelle ich jetzt mal fest:
Wenn in einer solchen Bruderschaft ein Moslem Aufnahme findet, und der sich jahrelang nicht mal über seine Aufnahme wundern muss, weil es dort doch rein christlich/katholisch zugeht (bzw. zugehen müsste) - dann läuft in der Bruderschaft, was das angeht, schon mal grundsätzlich einiges falsch.
Und dann schießt der türkische Mitbruder den Vogel ab und wird Schützenkönig. Und auf einmal fällt seinen Mitbrüdern auf: "Hoppala, der ist ja Moslem!"
Ach, nöö, das glaub' ich jetzt aber eher nicht.
Kann es sein, dass man stattdessen in der Bruderschaft einfach in eine falsche Richtung gedacht hat?
"Naja, soll er doch Mitglied werden - als Moslem darf er ja auch in unserer Kirche der Messe beiwohnen. Nur Pfarrer kann er eben nicht werden."(Anm.: Ich habe "beiwohnen" geschrieben, nicht "teilnehmen" - nur, ehe das hier einen Aufschrei gibt.)
Es ist aber halt doch ein Unterschied, denn im Gegensatz zu einem zu nichts verpflichtenden Messbesuch erfordert die Aufnahme in eine Schützenbruderschaft die Verpflichtung zu Schutz, Bewahrung und Tradierung des christlichen Glaubens. Hat dem Mann das niemand erklärt? War ihm das gleichgültig? War es den anderen Schützenbrüdern gleichgültig?
Ich bin jetzt aber mal böse. Sorry, frei nach Luther: Hier stehe ich; ich kann nicht anders! Denn ich frage mich:
Ist der türkische Schützenbruder wirklich das arme, integrationswillige Opfer deutsch-katholischer Integrationsverhinderer?
Der Mann ist doch kein Dummkopf: Er ist in Deutschland geboren. Er hat katholische Religion als Abiturfach belegt. Mir kann doch niemand erzählen, dass so ein Mann Mitglied in einer kath. Schützenbruderschaft wird, ohne das nötige Verständnis dafür zu besitzen, worauf er sich da einlässt?!
Und wenn ich dann weiter auf die Parade schaue, die hier die Sau durch's Dorf treibt:
- Auftritt die Medien, die sich - Hurra! - wieder mal auf die Kirche einschießen dürfen.
- Auftritt ZMD (Zentralrat der Muslime in Deutschland), Herr Aiman Mazyek, mit den Worten, nur Christen als Schützenkönige zuzulassen, sei nicht mehr zeitgemäß.
- Auftritt Integrationsminister Guntram Schneider, der alle zur Einigung aufruft und hofft, dass diese 'Peinlichkeit' zügig aus der Welt geschaffen werden möge. Ein 'Stück aus dem Tollhaus' sei das. Und er schafft zuletzt noch die Volte zum christlichen Kindergarten, der auch nicht-christliche Kinder integriert (eieieiei... was könnte ich dazu viel sagen, bis hin zum ausfallenden St. Martin und Frühlingsfesten mit bunten
Oster... äh... Frühlingseiern). - Auftritt ADS (Antidiskriminierungsstelle des Bundes): In einem Brief erklärt Leiterin Lüders die Haltung des BHDS als 'intolerant und diskriminierend'
- Auftritt Herr Gedik (das ist der türkische Schützenbruder): "Wir haben doch nicht provozieren wollen, sondern wollten nur ein schönes Schützenfest feiern", sagt er, um dann kopfschüttelnd festzustellen, "Es ist mir völlig unverständlich, dass wir im 21. Jahrhundert solche Diskussionen führen müssen."
Der Druck war wohl zu groß. Man muss sich nur obige (unvollständige) Liste der Sautreiber ansehen."Zugleich warf der Verband Kritikern vor, sie wollten "Zwangsharmonisierung und geistige Gleichschaltung in Deutschland erzwingen", und fügte hinzu: "Wie immer die vielschichtigen politischen und religiösen Meinungen und Ansichten zum Thema Integration der Muslime in Deutschland auch aussehen mögen, als Christen und Schützenbrüder dürfen und werden wir an unserem Recht auf positive Religionsfreiheit festhalten."Dieses Recht stehe christlichen Schützenbrüdern ebenso zu wie Muslimen, Juden oder Buddhisten, betonte der Verband, der 1.300 Bruderschaften mit rund 400.000 Mitgliedern vertritt. In der heutigen Zeit, in der eine religiöse Identitätsfindung immer schwieriger werde, trügen katholische Schützenbruderschaften in einer pluralen Gesellschaft aktiv zum religiösen Dialog bei."
Interessant finde ich jedoch den folgenden Satz in der Titelzeile des Artikels:
"Ob der Streit damit aus der Welt ist, bleibt abzuwarten"Für mich liest sich das, als habe es bereits Andeutungen gegeben, die Beschränkung hinsichtlich der Bezirksebene nicht hinnehmen zu wollen. Das Sautreiben könnte also munter weitergehen.
"Wir haben doch nicht provozieren wollen, sondern wollten nur ein schönes Schützenfest feiern"sieht für mich anders aus.
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