Als ich heute im Kalender seinen Namen las, musste ich grinsen: Na, da hatte jemand bestimmt keine leichte Kinder- und Jugendzeit gehabt. Dann entdeckte ich sein Sterbejahr, und das Grinsen verging mir: 1945.
Ich wollte mehr wissen und begann eine Suche:
Pater Engelmar (Hubert) Unzeitig.
Geboren 1911 bei Zwittau.
1939 zum Priester geweiht.
Gestorben im Konzentrationslager Dachau 1945.
In Dachau hat er die letzten 4 Jahre (!) seines Lebens verbracht, denn schon 1941 wurde er von der Gestapo verhaftet.
War er ein Rebell? Ein Haudrauf? Einer, der von der Kanzel und auch sonstwo laut gegen den Naziwahnsinn wetterte?
Beschrieben wird er eher als eine stille, schüchterne Natur. Der typische Mitläufer und Leisetreter - das ist der Eindruck, den man meiner Ansicht vielleicht von ihm gewinnen konnte. Aber wie war das mit den "stillen Wassern"?
Er predigte, hielt Religionsunterricht ab - und konnte bei alldem nicht verschweigen, dass für ihn Gott der oberste Herr war, und nicht irgendein menschlicher Führer, und dass der Gehorsam vor Gott wichtiger war als der Gehorsam einem unmenschlichen System gegenüber. Und er erkannte nicht nur das Unrecht, das den Juden zugefügt wurde, sondern er setzte sich auch für sie ein.
Er wurde angezeigt, verhaftet, und nach 6 Wochen trat er die Reise nach Dachau an. Solche wie er waren in Nazi-Deutschland unerwünscht, denn sie machten zu viel Ärger.
4 Jahre Konzentrationslager Dachau. Das kann man wohl übersetzen mit "4 Jahre Hölle".
Übrigens: In Dachau "lebten" bei Pater Unzeitigs Ankunft bereits Hunderte Priester. Dies sei mal am Rande erwähnt und jenen unters Kopfkissen gelegt, die stets mit dem anklagenden Finger auf die Kirche und ihre Rolle im 3. Reich zeigen.
In Dachau arbeitete Pater Unzeitig als Seelsorger und verfasste bewegende Briefe, die ihren Weg aus dem KZ fanden.
Pater Unzeitig starb an Typhus. Das wäre nicht "nötig" gewesen. Aber er meldete sich freiwillig zum Pflegedienst in einer Baracke, in der die Kranken untergebracht waren, die zu pflegen sich alle anderen geweigert hatten.
Pater Unzeitig wird in diesem Jahr, am 24. September, im Würzburger Dom seliggesprochen werden.
http://www.kirche-in-not.de/aktuelle-meldungen/2008/10-19-gedenktag-p-engelmar-unzeitig-am-2-maerz
Vieles hat Pater Unzeitig mit dem seligen Karl Leisner gemein. Der TBC-kranke Diakon war 1939 im Sanatorium verhaftet worden als er nach dem misslungenen Hitler-Attentat zu einem Freund gesagt hatte: "Schade, dass der Führer nicht dabei war." Er wurde verraten, kam erst ins Gefängnis Freiburg, dann ins KZ Sachsenhausen und ins KZ Dachau. Dort wurde er heimlich am Sonntag Gaudete 1945 von einem inhaftierten französischen Bischof zum Priester geweiht und konnte dort auch seine Primiz feiern. Seelsorglichen Trost und die hl. Kommunion konnte er dann in der überfüllten Dachauer Krankenstation spenden, wo er aufgrund seiner neu ausgebrochenen Erkrankung eingeliefert worden war. Das Kriegsende hat er dann noch 3 Monate überlebt.
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